Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Die Besiedlung des Dorfes und die Grundherren 

Das aus dem 13. Jahrhundert stammende Gründungsbuch des Klosters Heinrichau, es wurde im vorigen Jahrhundert vollständig in das Deutsche übersetzt, gibt uns genaue und sichere Auskünfte über unser Dorf und die Umgebung. Wörtlich heißt es dort: (1) 

"In den Tagen der Gründung des Klosters Heinrichau war ein ziemlich mächtiger Ritter mit Namen Albert, auf polnisch zubenannt Lyka, in Tepliwoda angesessen. Dieser Albert nahm zum Weibe die Tochter eines Adligen Dirsiko und erzeugte mit ihr eine Tochter, bei deren Geburt die Mutter starb. Nach ihrem Tode übertrug Albert dem Kloster einen Teil seines Erbes Tepliwoda, an zwei Hufen groß, zu ewigem Besitz für die Seele seines schon verstorbenen Vaters und für seine Sünden. 

Diese Schenkung Alberts geschah im Jahre des Herrn 1229. In demselben Jahre ging Albert für die Sünden seines Vaters und seine eigenen nach Preußen. Bevor er aber auf diese Fahrt auszog, bestimmte er vor dem Herrn Herzog und den Baronen, daß das Kloster Heinrichau, falls er nicht zurückkehre, das ganze Gebiet von Tepliwoda zu ewigem Besitz haben solle; wenn er aber zurückkäme, so solle immer das Kloster jenen Teil von zwei Hufen behalten, den er vorher gegeben. Weil nun in jenen Tagen die Leute arglos waren, ohne die Galle der Bosheit, so wurde über die Tatsache damals vom Herrn Herzog keine Urkunde erbeten. Albert kam heil und gesund aus Preußen zurück und heiratete nachmals eine Deutsche, mit der er Söhne und Töchter zeugte. Das Kloster aber besaß von ihm und seinen Söhnen das Land, das er von seinem Tepliwoda gegeben hatte, ungekränkt viele Jahre. 

Nachdem aber die Heiden ins Land eingefallen waren und viele beklagenswerte Dinge getan hatten, und nachdem der erlauchte Herzog gefallen war, herrschten im Lande die Ritter, und jeder riß an sich, was ihm von den Erbgütern des Herzogs behagte. Dabei erkaufte Albert zwei Erbgüter des Herzogs, nämlich Zinkwitz und Kaubitz, die an seinen Grenzen lagen, um geringen Preis vom jugendlichen Herzog Boleslaw. Damit man diese Geldsumme und die Größe der vorgenannten Erbgüter genauer wisse: Albert vermaß in den beiden Dörfern 30 große Hufen, wofür er dem jungen Herzog Boleslaw 30 Mark Silbers gab, entfernte die Erbsassen der Dörfer und verband diese Hufen mit seinem Dorfe Tepliwoda, wodurch die Namen der Dörfer gänzlich aufgehoben und in den Namen des Dorfes des Grafen Albert, Tepliwoda, verwandelt wurden. 

Während dieses und vieles andre Üble und den Herzögen sehr Schädliche im Lande geschah, begann Albert, sein Tepliwoda zusammen mit den vorerwähnten Dörfern für Deutsche auszusetzen. Weil aber jener Teil, den er dem Kloster gegeben hatte, so lag, daß er das deutsche Dorf dort nicht unbehindert anlegen konnte, wenn er nicht die Klosteräcker wieder käuflich an sich brächte, so bat er oftmals Herrn Bodo, den damaligen Abt dieses Klosters, daß er an den alten Klostergrenzen im Winkel von Zinkwitz ein gleichgroßes Stück annehme und ihm das Land, das er ehedem für seine Sünden dem Kloster gegeben, wiedergäbe. Durch sein hartnäckiges Bitten oft ermüdet, gab schließlich der Abt, wiewohl ungern, nach und tauschte mit ihm, empfing in Zinkwitz an den Klostergrenzen soviel, wie er in Tepliwoda gehabt hatte, und überließ dem Grafen Albert das, worum jener bat. Daher lebt der Name Zinkwitz durch den Anteil, den wir dort haben, noch heutigen Tages." 

Nach diesen Aufzeichnungen des Gründungsbuches saß also dieser "Lyka" (Albert mit dem Barte) bereits vor der Klostergründung in unserem Dorf. Von Kaubitz und Zinkwitz gehörten diesem Ritter Albert, der auch von den Klosterleuten als mächtiger Ritter bezeichnet wurde, größere Landflächen. Erbe des Albert, der später der "ältere Albert" genannt wird, ist sein Sohn Grabissius. Das wird durch die folgende Urkunde nachgewiesen. Der lateinische Urkundentext lautet:  

cum annos transegissem puericie et ut verus heres prehabi tarn ulliam Ceplawode, que dicti Alberti qui mei et patrismei Grabissii fuerat, racione legetimi patrimonii possiderem." 

(2)

Der Sohn des Grabissius, genannt der jüngere Albert mit dem Barte, taucht in vielen Urkunden bis 1315 auf. Er schenkte dem Kloster Heinrichau weitere zwei kleine Hufen und drei Ruten seines Waldes, der an den Klosterwald anstößt (gemeint ist der Buchwald). Am 12. Juli 1312 ist bezeugt, daß Albert mit dem Bart der Jüngere von Johann, Isyr und Herrmann deren Lehngüter in villa Bertoldi (Berzdorf) erwirbt. Er kaufte 16 1/2 Hufen, also rd. 1300 Morgen für 107 1/4 Mark königliche Groschen. (3)

Albert starb nach dem Sterberegister des Klosters am 10. Dezember 1315. In den Urkunden dieser Zeit erscheinen auch ein "Sigrod von Tepliwoda" und ein "Nicolaus von Tepliwoda", von denen die Historiker annehmen, daß es sich um Verwandte der Erbherren von Tepliwoda handelt. Die Besitzverhältnisse des Dorfes sind im 13. Jahrhundert nicht ganz geklärt. In der Beschreibung von Raatz erwähnt P. Seibt auch, daß um 1280 ein "Heinrich von Seidlitz zu Teppelwode" von Wenzel Bischofsheim Latowsky einen Zins für 100 Mark böhmische Groschen übernahm. (Seibt S. 160)

Kopietz schreibt (4):

"Im Jahre 1319 erscheint als Erbherr auf Töpliwoda der Kanzler des Herzogs Nicolaus Johannes Seckelin, der mit diesem zusammen 1319 des St. Georgshospital in Frankenstein stiftete und dotierte. Er war ein Verwandter des Hermann von Reichenbach, mit dem er zusammen 1321 dem Hospitale einen Wald bei Briesnitz schenkte. Derselbe Johannes, dictus Zecklo, Herr von Töpliwode, schenkte am 23. Mai 1323 dem Kloster Kamenz drei Fleischbänke in Frankenstein und zeichnet als Johannes Seckil de Thepelowod eine Urkunde des Herzogs Bolko vom 23. Februar 1326." (Fleischbank bedeutet Fleischverkaufsstelle als besonderes Recht). 

Aus einer Urkunde vom 16. Juni 1403 geht weiter hervor, daß die "Seckel von Töpliwode" Besitzer des Dorfes Tarnau bei Frankenstein waren. In der Dorfgeschichte von Tarnau wird Benedikt (Benusch) Seckel, ein Mitglied der seit 1319 in Töpliwoda angesessenen Familie, verwandt mit Hermann von Reichenbach, als Erbherr von Tarnau genannt. (5)

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts, d.h. von 1419-1436, wüteten besonders auch in Schlesien die Hussitten. Nach der Verbrennung des Reformators Johann Hus stürzten die Böhmen König Sigismund, und in ihrer Wut darüber, daß man trotz freier Geleitszusage Hus in Konstanz verhaftet und anschließend getötet hatte, verheerten sie in jahrzehntelangen Kriegen fast alle Nachbarländer Böhmens. Unsere Burg war während dieser Zeit von den Hussitten erobert und ein Raubritternest geworden. Bezeugt ist durch den überlieferten Brief der Protzaner Bürger an das Breslauer Domkapitel, daß Hauptmann Georg Reibnitz Befehlshaber der Burgbesatzung war und die Gegend ausplünderte. Erst am 2. Juli 1442 gelang es Herzog Wilhelm von Troppau, dem späteren Herzog von Münsterberg, das Raubnest aufzuheben und die Burg zu zerstören. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wird dann wieder genaueres über die Besitzer von Burg und Dorf bekannt. Am 30. Oktober 1464 wird in einer Urkunde ein Ullbrich Schoff, Kopietz nennt ihn Schaffgotsch, erwähnt, der auf den Gütern Dampkewitz (Danchwitz) und Dorreharte (Dürrhartau) im Weichbilde Nimptsch gelegen, dem Smeil Sweinichen zur Jordansmole gesessen, einen jährlichen Zins von 12 Mark wiederverkäuflich verkauft. Danach müssen die Grundherren von Tepliwoda auch Ländereien in Danchwitz und Dürrhartau besessen haben.

Da Schaffgotsch keine leiblichen Erben hatte, fiel das Lehen nach dessen Tode an den Herzog von Münsterberg zurück. 1476 verkaufte er das Lehen an die Gebrüder Heinrich und Konrad von Seydlitz auf Kaundorf. Das Lehen umfaßte das im Frankensteiner Weichbild gelegene Tepliwoda, das ganze Dorf mit der "Gemauerten Veste" und Sackerau. Aus dem Lehnsbrief geht hervor, daß die Gebrüder Seydlitz die hohe und niedere Gerichtsbarkeit (auch mit dem Gerichte das sich zeihet zu richten über Hals und Handt) erhalten. Das Bestehen einer Scholtisei wird in dem Lehnsbrief ebenfalls erwähnt.

Zur Belohnung ihrer treuen Dienste wird das Lehen von den Herzögen George und Karl von Münsterberg in ein Erbgut umgewandelt. Hertwig von Seydlitz und seine Brüder waren damit Erbherren von Tepliwoda und Sackerau und konnten nun über ihren Besitz frei verfügen, verkaufen und an ihre Söhne und Töchter weitervererben. Die Verleihung bestätigte auch das Recht, "allerlei Handwerge - Fleischer, Becker, Schneider, Kürschner, Schmiede, Schuster, Weber, Maltzer, Brauer - zu halten, und wie in Stedten ihre Zechen (Innungen) zu halten," dazu alle Woche am Samstag einen Wochenmarkt und Salzmarkt. Das waren Privilegien, wie sie im allgemeinen nur Städten zugebilligt wurden. Die Bürger des Dorfes wurden darüberhinaus von allen Kriegsdiensten zu Pferd und zu Fuß befreit. Hertwig von Seydlitz und seine Brüder, die Nachkommen des Konrad von Seydlitz, erhielten diese Rechte 1502 im Schloß zu Frankenstein.

1577 verkauften die Brüder Seydlitz, inzwischen waren es die Brüder Kaspar, Heinrich und Karl von Seydlitz, den Besitz an Wolfram von Rothkirch auf Panthen für 37 000 Taler. 1591 ist Wenzel von Rothkirch Besitzer, und 1605 wird Wolfram von Rothkirch der Ältere genannt. 1625 ist "Friedrich von Rothkirch der Ältere auf Panthen" Besitzer. Er verstarb am 12. Juli 1649. Ihm gehörten neben Tepliwoda und Sackerau auch Kuhnsdorf, Kobelau, Johnsdorf, Ober-Jakobsdorf und Nieder-Jakobsdorf und die Hälfte von Klein-Schmogrow. Die Söhne teilten am 28. Januar 1655 vor dem Abt des Camenzer Klosters ihren Besitz. Hanß Wolfram erhielt Tepliwoda mit Sackerau, Georg Oswald Kobelau. Es ist anzunehmen, aber nicht besonders vermerkt, daß der dritte Sohn Friedrich die übrigen Dörfer erhielt.

Durch die Verheiratung der Anna Sophie von Rothkirch, Tochter des Hans Wolfram von Rothkirch, mit Joachim Siegmundt von Seydlitz und Ludwigsdorf, kamen Tepliwoda und Sackerau wieder in Seydlitschen Besitz, denn der Schwiegersohn kaufte Tepliwoda und Sackerau für 46 000 Taler (1688).

Joachim Siegmundt von Seydlitz auf Töppliwoda, Sackerau, Mittelund Nieder-Peilau, Erbherr der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer im Reichbächischen Weichbilde usw., auch Patron der Kirche, starb am 22. Marii(März) 1714, seines Alters 58 Jahre weniger 4 Wochen und 2 Tage. Er hinterließ seine Witwe Sophie und die Söhne Hans-Friedrich auf Pilgramsdorf, Hans-Heinrich auf Nieder-Gutschdorf und Ernst Ludwig auf Töppliwoda. Der Besitz Töppliwoda geriet danach in Konkurs und Töppliwoda mit dem Launer-Vorwerk wurden für 80 000 Taler an den Breslauer Kaufmann Anton von Schreyvogel verkauft.

Der kaiserliche Rat von Schreyvogel vererbte den Besitz später seiner Tochter Anna Karolina, die mit Georg von Schweinichen verheiratet war. Georg von Schweinichen, der einem der ältesten Adelsgeschlechter entstammte, starb bereits am 10. März 1767, noch nicht ganz 41 Jahre alt an der Gicht und am Schlagfluß. Sein Titel lautete "Ritter des St. Johanniterordens auf den Comturieen Wittersheim und Supplingenburg, Erb- und Lehnsherr auf Teppliwoda und Sackerau". Seine Witwe verkaufte am 2. Dezember 1793 Tepliwoda für 120 000 Taler an ihren Sohn Ferdinand von Schweinichen und Thomaswaldau auf Töppliwoda und Sackerau. Er war verheiratet mit Beate Wilhelmine geb. von Tschirschky-Bögendorff aus dem Hause Domanze seit dem 7. Mai 1795. Sie hatten 8 Söhne und 4 Töchter, von denen 4 Söhne und 1 Tochter als Kinder starben. Die Erben der Eheleute von Schweinichen verkauften 1839 den Besitz der Niederländischen Domänenverwaltung, d.h. dem Prinzen von Oranien, späteren König der Niederlande. Ihm gehörten bereits die Herrschaften Heinrichau und Kamenz.

Am 1. Juli 1863 ging die Herrschaft Heinrichau in den Besitz der Großherzogin Sophie von Sachsen, Königliche Prinzessin der Niederlande über. Sie war verheiratet mit dem Großherzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar. Die Großherzogin Sophie starb am 22. März 1897 und ihr Enkelsohn Erbgroßherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar erbte den gesamten Besitz. Seit dem 5. Januar 1901 war er regierender Großherzog von Sachsen-Weimar. Seine Ehefrau Karoline von Sachsen-Weimar, eine geborene Prinzessin Reuß ä.L., verstarb bereits am 17. Januar 1905. Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar war seit dem 4. Januar 1910 in zweiter Ehe mit Feodora Prinzessin von Sachsen-Meiningen verheiratet. Er verstarb am 23. April 1923.

Die Witwe des Großherzogs war die letzte Besitzerin der Herrschaft Heinrichau.

Im "Schlesischen Gottesfreund", Jahrgang 1986, wurde ein Bericht über Heinrichau veröffentlicht. Der Verfasser zeichnet als Jörg Brena, vormals Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach. Es ist nicht bekannt, ob auch die anderen Nachkommen der Familie ihre Adelstitel abgelegt haben.