Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Die Kirchengemeinde 

In seiner Chronik "Aus Tepliwodas Vergangenheit" hat Pastor Seibt die Entwicklung der Kirchengemeinde bis zum Jahr 1907 so ausführlich geschildert, daß deshalb eigentlich nur eine Ergänzung für die Jahre von 1907 bis 1946 erforderlich wäre. Der Vollständigkeit halber soll aber an dieser Stelle eine - wenn auch stark gekürzte - Darstellung der Kirchengeschichte gegeben werden, denn die Seibtsche Chronik ist ja nicht so stark verbreitet. 

Die ersten Nachrichten über unsere Kirche sind nicht sehr klar. 1232 und 1266 (1) spricht der Breslauer Bischof Laurentius dem Pfarrer der Karzener Marienkirche den "Zehnten" von Tepliwoda zu, und diese Abgabe wird 1463 noch einmal bestätigt. Es wird aber nicht genau ersichtlich, ob Tepliwoda zu diesem Zeitpunkt schon eine eigene Kirche hatte oder ob die Bewohner von "Ceplowod" zur Kirche Karzen gehörten. Am 1. Oktober 1318 zahlt "Petrus, rector ecelesiae in Tepliwoyde" vier Mark an die Kirchenbehörde. Zu diesem Zeitpunkt war also mit Sicherheit eine Pfarrstelle in unserem Dorf. 1329 wird ein Pfarrer Konrad von Tepliwode erwähnt, und 1367 erscheint ein Michael, Pfarrer zu Tepliwude. Das an der Ostseite der Kirche eingemauerte "Wappen der Seidlitz" trägt die Inschrift "D.ni MCCCCCXII Hertwig Seidlitz." Das Wappen und die Jahreszahl 1512 weisen auf die damalige Herrschaft der Edelleute Seidlitz hin. Pastor Seibt nimmt an, daß die über dem Wappen befindliche eingehauene Jahreszahl 1312 auf die Errichtung der Kirche, über deren Baujahr sonst kein Nachweis vorhanden ist, hinweist. Um 1312 gehörten Dorf und Gut Albert dem Jüngeren. Auch die Tatsache der frühen Dorfaussetzung zu deutschem Recht läßt vermuten, daß bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts das große Dorf eine Kirche hatte. Von vielen Dorfgründungen dieser Zeit ist bekannt, daß mit der Hufenzuteilung an die Neusiedler zugleich ein Pfarrhof mit der dazugehörigen Pfarrwidmut (Pfarracker) angelegt wurde. 

Nach der Urkunde vom 4. Oktober 1318 war die Kirche dem Erzengel Michael geweiht. (2) Erst 1507 findet sich dann in Ehrhardts Presbyteriologie wieder ein Geistlicher des Ortes, und zwar Kaspar Koch "Presbyter Dioecesis Tepliwudensis". Pastor Seibt nimmt an, daß unser Dorf 1534 evangelisch wurde. Die Chronik von Pastor Seibt nennt als einzigen evangelischen Pfarrer aus dieser Zeit nur Georg Etzler (1596).

Im Zusammenhang mit Nachforschungen über einen Pastor Adam Hoppe, der im Münsterberger Heimatbuch beiläufig als Verfasser eines Kirchenliedes erwähnt wird, erfuhr ich durch Kirchenrat Dr. Dr. Hultsch, Wertheirn, daß Pastor Johannes Grünewald in seinem Manuskript zum Schlesischen Pfarrerbuch über diesen Adam Hoppe folgendes schreibt: Adam Hoppe aus Löwenberg, Sommer 1565 Univ. Leipzig, 8.10.1565 auch in Wittenberg, dann Diakonus in Frankenstein, um 1570 Pfarrer in Tepliwoda, dort gestorben 1596, Ehefrau unbekannt. Die Tochter Anna heiratet den Nachfolger (1596) Georg Etzler, sie stirbt 16.5.1606, 42jährig (Grabstein Frankenstein). Dr. Dr. Hultsch schreibt, daß aber auch Pastor Johannes Grünewald über Hoppe als Kirchenliederdichter nichts bekannt ist. 

Das Pfarrhaus vor dem ersten Weltkrieg

Die Zeit von 1550 bis 1618, von Geschichtskennern als die "goldene Zeit" bezeichnet, endete für die Bewohner unserer Heimat um 1633. Wallenstein marschierte 1633 in Schlesien ein, um es von den Sachsen, Schweden und Brandenburgern, den Gegnern des Kaisers zu "säubern". Anfang Juni 1633 erschien Wallenstein von Frankenstein her, nachdem er vorher Münsterberg, Wartha, Silberberg und Reichenstein verwüstet hatte, vor Nimptsch und lagerte bei Dirsdorf. Die schwedische Besatzung von Nimptsch wurde trotz tapferer Gegenwehr niedergekämpt; die Bürger, nachdem man ihnen alles geraubt hatte, nackend zu den Fenstern herausgestoßen, Frauen und Mädchen fortgeschleppt und wochenlang im Lager behalten. So schildert ein Augenzeuge die Geschehnisse. Zu den Kriegsgreueln kam noch die Pest und es waren oft nicht genug Hände zum Begraben der Leichen. Nimptsch hatte noch 11, Frankenstein 103 und Münsterberg 20 Einwohner. 

Inzwischen hatte der jesuitisch erzogene Kaiser Ferdinand Il. die Gegenreformation auf brutalste Weise in Gang gesetzt. Nachdem er in den 1620er Jahren in Böhmen, Mähren, Steiermark und Tirol den Protestantismus beseitigt hatte, beauftragte er die Lichtensteiner Dragoner unter ihrem berüchtigten Kommandeur Hannibal von Dohna, die schlesischen Städte für die röm.kath. Kirche zurückzuerobern. Unter Anleitung von zwei Jesuitenpatres wurden in Glogau, Sagan, Bunzlau, Löwenberg, Jauer und Schweidnitz die evangelischen Pfarrer vertrieben. 1629 setzten sie ihr Werk in Frankenstein und Münsterberg fort. Man legte den Bürgern 10-20 Soldaten ins Quartier, und diese drangsalierten den Wirt solange, bis er einen Beichtzettel unterschrieb und seinen Übertritt zur katholischen Kirche erklärte. Viele Einwohner wanderten in das evangelische Sachsen oder in benachbarte Kreise aus. 

Für unsere Lauenbrunner Kirche erfolgte die Übergabe am 20. Dezember 1653. Die Kommission war am 10. Dezember auf heftigen Widerstand der Bevölkerung gestoßen. Es wird berichtet, daß man die Frauen an den Haaren von der Kirchentür wegreißen mußte. Schließlich gab der Gutsherr Friedrich von Rotkirch nach, denn er fürchtete um seinen Besitz, und einen seiner Brüder hatte man schon verhaftet. Zum Glück für unsere Dorfbewohner war das angrenzende Fürstentum Brieg evangelisch. In Siegroth amtierte der letzte evangelische Pfarrer unseres Dorfes. Georgius Bavarus war dorthin geflüchtet, und die Bürger besuchten also den Gottesdienst in Siegroth, Dirsdorf oder Reichau. Die Not der evangelischen Bevölkerung war unbeschreiblich, und die Lage besserte sich erst 1707 mit der von dem Schwedenkönig Karl XII. erzwungenen "Altranstädter Konvention". Wenn auch die Bedrückung durch den streng katholischen Kaiser Joseph I. weiter anhielt, so war für einen großen Teil des evangelischen Schlesiens doch manches erreicht worden. Die nach 1648 den Evangelischen zugestandenen Friedenskirchen in Jauer, Glogau und Schweidnitz, sie durften nur aus Fachwerk und ohne Türme gebaut werden, erhielten nun Türme mit Glocken und dazu auch Schulen. Zusätzlich durften die Evangelischen sechs neue Kirchen - die sogenannten Gnadenkirchen - in Freystadt, Sagan, Hirschberg, Landeshut, Militsch und Teschen errichten. Der Kaiser ließ sich diese "Gnade" fürstlich honorieren. Ca. 300.000 Gulden mußten die Städte dafür an ihn zahlen. Die den Evangelischen nach 1648 in den Fürstentümern Liegnitz, Brieg mit Kreuzburg, Wohlau, Münsterberg-Öls mit dem Konstadter Ländchen und Breslau weggenommenen Kirchen wurden ihnen zurückgegeben. Ein großer Teil der Kirchen blieb aber weiter katholisch, da die Grundherren katholisch waren und sich durch die militärische Schwächung des Schwedenkönigs die Machtposition des Deutschen Kaisers wieder gestärkt hatte. Jedenfalls feierten die evangelischen Einwohner unseres Dorfes am 27. Dezember 1707 die Übergabe der Kirche in evangelische Hände. Leider mußten alle wertvollen Gemälde und Kirchengüter abgegeben werden. Dabei soll auch das Marienbild in die Wallfahrtskirche Kaubitz gekommen sein. Die völlige Religionsfreiheit brachte den Schlesiern aber erst Friedrich der Große nach 1742. Pastor Seibt vermeldet in seiner Chronik stolz, daß während der gewaltsamen katholischen Zeit des Dorfes in Siegroth und Tepliwoda nur 13 von 989 Einwohnern den Glauben gewechselt hatten. 1766 hatte man den Turmbau der Kirche vollendet, 1781 die gesamte Kirche instandgesetzt, die 300jährige steinerne Kanzel erneuert und das Kirchendach neu gedeckt. 

Am 2. August 1808, Schlesien war zu dieser Zeit von den siegreichen Truppen Napoleons besetzt, brannten Kirche, Pfarrhaus und mehrere Bauerngüter und Häuser nieder. Nach dem Brand und während der Aufbauzeit wurde der Gottesdienst auf dem Kirchhof oder in der Wohnung des Bauern Wengler (Wanke) gehalten. Schon am 30. Oktober 1809 konnten Kirche und Schule wieder eingeweiht werden. Auch eine Pfarrscheune wurde noch vor der Ernte neu aufgebaut. Zum Bau hatte man 1200 Thaler aus dem Kirchenvermögen, 5100 Thaler aus Feuerversicherungen, das übrige aus Kollekten aufgebracht. Die Grundmauern der Gebäude waren erhalten geblieben. Auch von dem Altarsilber und den Altartüchern konnte das meiste gerettet werden. Die Glocken waren beim Brand geschmolzen. Erst 1810 konnten drei neue Glocken angeschafft werden. 

Zur Kirchengemeinde gehörten die Nachbarorte Kobelau, Polnisch-Peterwitz, Zinkwitz, Raatz und Alt-Heinrichau. Am 4. Juli 1824 erklärte die Kirchengemeinde ihren Beitritt zu der Union zwischen Lutherischen und Reformierten, die König Friedrich Wilhelm III. 1817 gestiftet hatte und nahm die neue Agende an. Bei der Kirchenvisitation von 1829 wurde festgestellt, daß im Dorf keine katholischen Hauseigentümer, sondern nur einige katholische Einlieger wohnten, daß aber das Verhältnis zwischen den Konfessionen gut sei. Etliche Jahre klagte der Visitator über zunehmenden Luxus in der Gemeinde und die Zunahme von Übertretungen des dritten und sechsten Gebotes. Die überaus wohlhabenden Bauern hätten sehr viel Dienstpersonal, unter denen die "Lasterhaftigkeit" sich ausbreite. Im Stil der Zeit wurden die Laster den kleinen Leuten zugeschrieben. Die äußerst strenge Kirchenzucht, die dazu führte, daß des öfteren Kindesmorde und Kindesaussetzungen vorkamen - die Zahl der unehelichen Geburten betrug 10% -, wurde durch Gesetze Friedrich des Großen zwar erheblich gemildert, aber bis 1763 dennoch Frauen in das Halseisen geschlossen, wenn sie den Gottesdienst nicht besuchten. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde "gefallenen Brautpaaren", d.h. wenn die Braut schwanger war oder bereits vor der Eheschließung ein Kind geboren hatte, Kranz und Schleier, Geläut, Benutzung der Sessel und Wahl der Altarbekleidung versagt. Bis zum Anfang der 1930er Jahre hielt unsere Kirche an solchen Traditionen fest. Die Bräute mußten, bevor sie zum Altar traten, Schleier und Brautkranz ablegen. 

Die Berichte bis zur Jahrhundertwende zeigen, daß die wohlhabende Kirchengemeinde die Kirche ständig verbesserte und instandsetzte. 1867 erhielt der Turm das Schieferdach und die Kirche anstelle des Strohdaches ein Flachwerkdach. 1872 bekam das Kirchenschiff die Seitengänge und kurze Zeit später eine neue Orgel. 

1850 gehörten zur Kirche 80 Morgen Pfarracker, und jährlich mußten 184,5 Scheffel Getreide (ca. 80 Zentner) von den Bauern als Dezem an die Kirche abgeführt werden. Aus einer Armenstiftung von Ernst Gröger (Büttner) waren 600 Thaler vorhanden, von denen die Zinsen jeweils zu Weihnachten an arme Einwohner und Kinder verteilt wurden. Das Kirchenvermögen betrug 1525 Thaler, 1901 waren es 5600 Mark und 27 000 Mark aus Dezem und Holzablösungsfonds, dazu die Pacht des Pfarrackers, denn der Geistliche erhielt seit 1898 ein festes Gehalt von stattlichen 3600 Mark jährlich plus verschiedener Zuschläge. Er mußte nicht mehr wie früher seinen Lebensunterhalt aus der eigenen Bewirtschaftung der Pfarrwidmut bestreiten. 

Vor dem Ersten Weltkrieg gehörten zur Kirchengemeinde 1530 Seelen. 140-200 besuchten durchschnittlich den Sonntagsgottesdienst; weit mehr an Himmelfahrt, am Bußtage und am Totensonntag. Das im Klingelbeutel gesammelte Geld erhielt an den ersten Feiertagen der Kantor, an den zweiten Feiertagen der Kirchvater und am Erntedankfest die Chorjungen. 

Als Geistliche waren seit der 1708 erfolgten Kirchenrückgabe an die Evangelischen folgende Pastoren an der Kirche tätig: 

Johann Lorentz Baudiß, geboren in Mertschütz  1708 - 1715 
Johann Adam Steinmetz, geb. Groß Kniegnitz  1716 - 1721 
Melchior Gottlieb Minor aus Nimptsch  1721 - 1722 
Wolff Caspar Gerhard, geb. in Rausse  1723 - 1726 
Gottfried Heller aus Bojanowo (Polonus)  1726 - 1742 
Johann George Heller (Bruder des Vorgängers)  1742 - 1784 
Johann Eberhard Bernhard Otto aus Halberstadt  1784 - 1790 
Karl Traugott Lachmann, geb. zu Lampersdorff  1791 - 1832 
Johann Gottlieb Hauenschild, geb. Dtsch-Tschammendorf, Kreis Strehlen  1832 - 1875 
Alwin Seibt, geb. in Kesselsdorf/Löwenberg 1871 - 1886 
Gotthold Dächsel, geb. in Hirschfeld/Sa. 1887 - 1901 
Arthur Seibt, geb. in Thiemendorf Krs. Lauban 1901 - 1912
Ludwig Otto Johannes Krebs, geb. am 25.5.1864 in Öls, verst. am 21.2.1945 in Hirschberg auf der Flucht 1913 - 1933 
Dr. phil. Hans Schulze, geb. 19.3.1900 in Berlin 1934 - 1939 
Friedrich Weichert Dr., geb. 23.5.1913 in Zollikon/Zürich 1939 - 1946 

Pastor Weichert verließ mit seiner Familie 1946 mit dem ersten Transport das Dorf. Für die verbliebenen Deutschen übernahm Pastor Harder aus Heinrichau die Amtsgeschäfte des Geistlichen.

Kirchenvorsteher, Kirchenväter und Taufjungen (2) 

Das ursprüngliche Küsteramt hatte sich im Lauf der Zeit gewandelt. Der Küster wurde immer mehr Lehrer der Dorfjugend und Verwalter des Kirchenvermögens (sh. Schulbericht). Zur Unterstützung standen dem Pastor zwei Kirchenvorsteher zur Seite. Sie verwalteten zusammen mit ihm und dem Kirchenpatron das Kirchenvermögen und sammelten bei den Gottesdiensten mit den Klingelbeuteln die Kollekte ein.  

Mit der kirchlichen Gemeindeordnung von 1850 und dem Erlaß über die örtliche Kirchenverwaltung von 1860 wurden dann Gemeinde-Kirchenräte, wie sie heute noch in der Form der Kirchenvorstände existieren, eingerichtet. 1861 gehörten ihm an:    

später: 

Weder Handwerker noch Arbeiter waren in diesen Kirchenvorständen vertreten. Das blieb auch später die Regel, zumindest bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Arme hatten leider nach damaliger Auffassung der Kirche nicht die Gnade Gottes gefunden und deshalb auch nicht das Recht mitzubestimmen. Nach den Aufzeichnungen von Pastor Seibt muß diese Auffassung aber erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts, zu einer Zeit, als nach der Bauernbefreiung der Wohlstand zunahm, geherrscht haben. Während nämlich von 1759 bis 1847 als Kirchväter Siegmund Kahl, Gottfried Thiel, Siegmund Dierig, Karl Gottlieb Adolf, Johann Gottfried Müller, Gottlieb Müller und Gottlieb Klose bekannt waren - wahrscheinlich kleine Häusler, evtl. Handwerker - wurden plötzlich nur noch Besitzer von Bauergütern genannt: 

Später war der Schmiedemeister Gottlieb Steiner (Steiner Schmiede) Kirchvater; danach der frühere Gutsbesitzer Gustav Dittrich und der Briefträger Paul Greulich. 

Um die Jahrhundertwende muß es Brauch geworden sein, bei den Taufen anstelle des Kirchvaters größere Schüler mit einzusetzen. Meist waren es die ersten zwei Schüler der großen Klasse - die Schüler wurden nach ihren Lernerfolgen vom ersten bis letzten Platz rangiert -, die bei den Taufen am Sonntag nach dem Gottesdienst den Taufstein abdeckten, das angewärmte Taufwasser aus der Pfarrkirche holten und anschließend ihren "Lohn" mit der Büchse einsammelten. Bei Hochzeiten sangen die Schüler der großen Klassen vom "Chor". 

Kirchenvermögen 

Nach der Schilderung von Pastor Seibt gehörten zu unserer Heimatkirche einige wertvolle Ausstattungsstücke und Kirchengeräte. Genannt werden von ihm drei bronzene Kronleuchter, zwei silberne Altarleuchter von 1708 (Geschenk des Herrn von Seidlitz), zwei silberne Kelche, davon ein besonders wertvoller, silberner, innen vergoldeter (1853), eine Abendmahlskanne, eine Hostiendose, ein Hostienteller und ein Kranken-Kommunion-Besteck. Der größte Teil dieser Stücke ist auch heute noch vorhanden. In dem Katalog "Ruchomych Zabytkow Sluski Sakralnej w Archidiecezji Wrocta wskiej, Tom 2, Wrocloaw 1982" sind verzeichnet: 

Ob man den Wert der alten Kanzel bei der Renovierung der Kirche im Jahre 1970 nicht erkannt hatte oder ob man die Kanzel später wieder eingebaut hat, ist nicht genau bekannt, denn bei meinem Besuch in Lauenbrunn 1976 lag unsere alte Kanzel in der Wengler Gruft. Es ist aber möglich, daß man sie dort nur vorübergehend aufbewahrt hat. Mit dem derzeitigen Inhaber der Pfarrstelle ist nicht gut zu sprechen. Er ist Deutschen gegenüber sehr verschlossen und erteilt kaum Auskünfte. 

Das früher sehr große Pfarrvermögen war in der Inflation von 1923 verlorengegangen. Bis zuletzt war aber die Pfarrwidmut mit mehr als 20,0 ha vorhanden. Der gesamte Pfarracker, dessen Hauptflächen hinter dem Friedhof lagen und bis zum Buchwald reichten, war verpachtet. In der Zeit vor 1860 bewirtschafteten die Pastoren den Pfarracker meist selbst, führten einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb mit Viehhaltung und ernährten sich in der Hauptsache davon. Pfarrgrundstück und Kirche befanden sich 1987 im Gegensatz zu vielen anderen Häusern des Dorfes in gutem Zustand, da die katholische Kirche wie allgemein bekannt, in Polen sehr stark von der Bevölkerung unterstützt wird. Auch der Staat sorgt in den letzten Jahren dafür, daß historische Baudenkmäler erhalten werden.

Die ev. Kirche St. Michael nach der Renovierung 1908
Die ev. Kirche St. Michael nach der Renovierung 1908
Konfirmanden 1935
Konfirmanden 1935
Die Diakonissen, Schwester Valeska und Schwester Ida mit dem Frauenverein der Kirchengemeinde
Die Diakonissen, Schwester Valeska und Schwester Ida mit dem Frauenverein der Kirchengemeinde
Winteraufnahme von Kirche und altem Friedhofsteil
Winteraufnahme von Kirche und altem Friedhofsteil Anfang der 1930er Jahre

Der Kirchhof und einiges über das Beerdigungswesen 

Die Schlesier bezeichneten von altersher den Gottesacker oder Friedhof als "Kirchhof". Bei der Ostsiedlung legten die Deutschen ihn unmittelbar an der Kirche an. So war es auch bei der Gründung unseres Dorfes. 

Als 1842 die Sanitätspolizei weitere Bestattungen in Pfarrhausnähe, sicher wegen der Gefährdung des Pfarrhausbrunnens verbot, wurde ein Teil des Schul- und Pfarrgartens für die Erweiterung in Anspruch genommen. Es mußten 200 Taler pro Morgen an den Pfarrer bzw. die Schulgemeinde gezahlt werden, denn der "Pfarracker", wie die Pfarrwidmut bezeichnet wurde, stellte einen Teil der Pfarrerbesoldung dar. 

1843 wurde auch die Kirchhofsmauer des alten und mittleren Teiles erneuert, ein Bahrhaus und das Tor zum Kirchhof gebaut. Dieses schmiedeeiserne Tor ist noch heute erhalten. 1848 mußte wegen der zahlreichen Sterbefälle an Ruhr und Nervenfieber der Kirchhof auf Kosten des Pfarr-Gemüsegartens nochmals erweitert werden. Der Kirchenpatron, zu dieser Zeit war das König Wilhelm II. von Niederlande, entschädigte den Pfarrer mit einem Acker am Windmühlberg, wo der Pfarre schon 250 Quadratruthen Hutungsacker gehörten. Der als "neuer Kirchhof" bekannte Teil wurde 1906 dazugenommen und mit einer Ziegelmauer eingefriedigt. 1906 wurde dort die heute noch stehende Leichenhalle gebaut. Auf dem ältesten Kirchhofsteil stand die aus Naturstein erbaute Gruft des Bauern Wengler. Sie war Mitte der 1980er Jahre gut erhalten. Im mittleren Kirchhofteil hatten einige der Grundbesitzer gemauerte Grüfte für die Bestattung angelegt und mit großen Steinplatten abgedeckt. Auch sie waren noch in den letzten Jahren vorhanden. 

Eigentümer des Kirchhofes war die Kirchengemeinde. Sie verwaltete ihn und ließ die Bestattungen durch den Totengräber vornehmen. Die Beerdigungen gingen bis zur Vertreibung von den Trauerhäusern aus. Nur bei allzu kleinen Wohnungen wurden die Verstorbenen in der "Leichenhalle" aufgebahrt. Der Kantor begleitete mit dem Schülerchor die Leichenzüge durch das Dorf. Im Trauerhaus und am Grab sang der Schülerchor jeweils eine "Arie". Der Kreuzträger mußte immer der größte Schüler sein, damit ihm Hut und Mantel, über Generationen dieselben, nicht zu groß waren. Der Schülerchor erhielt für die gesungenen Arien pro Kind ca. 0,20 RM, dazu den Inhalt der Sammelbüchsen, die am Kirchentor und den hinteren Toren aufgehalten wurden. In besonderen Fällen sang der Kirchenchor gegen entsprechende Bezahlung. 

Das Läuten der Glocken besorgte in den letzten Jahren die Familie Bartsch. Das Glockenläuten war bei den Jungen sehr beliebt, und es fanden sich dazu oft freiwillige Helfer. 

Während des Zweiten Weltkrieges mußten überall in Deutschland die wertvollen Glocken wegen ihres Bronzematerials für Rüstungszwecke abgegeben werden. Sie wurden eingeschmolzen, und nur die sehr alten Glocken wurden als Materialreserve zurückgehalten. Dadurch überlebten viele Glocken den Zweiten Weltkrieg. Einige ostdeutsche Glocken befinden sich heute in westdeutschen Kirchen. So die Glocke aus Baumgarten, die durch den Heimatfreund Bögner aufgesucht und gefunden wurde. Sie läutet heute in der Sankt Johanniskirche in Bad-Oeynhausen/ Eidinghausen. Unsere abgelieferten Glocken waren nicht so alt und wurden deshalb während des Krieges eingeschmolzen. Die eine alte in der Lauenbrunner Kirche verbliebene Glocke hängt heute noch im Kirchturm. Herr Josef Bögner, der im September 1987 auf meine Bitte den Glockenturm aufsuchte stellte fest, daß die alte Glocke, es muß die große Glocke sein, neben zwei von den Polen inzwischen aufgehängten Stahlglocken hängt. Er konnte auf der Glocke den Namen "Lachmann" entziffern. Lachmann war Pastor in Tepliwoda, als die Kirche nach dem Brand von 1808 wieder aufgebaut wurde und kurze Zeit später neue Glocken bekam. Wahrscheinlich hat Pastor Lachmann damals dieses Glocke gestiftet. 

Die katholischen Einwohner unseres Dorfes und der Nachbardörfer gehörten zur katholischen Kirchengemeinde Altheinrichau. Sie besuchten die Gottesdienste in Altheinrichau, wo in der Kirche eine besondere Bank für die "Tepliwodaer" seit altersher bereitstand. Den Unterricht für Kommunionsvorbereitung erteilte in den 1930er Jahren Lehrer Herbig. 

Die verstorbenen katholischen Bürger wurden auf dem Friedhof in Altheinrichau beigesetzt. 

Der Begräbnisgarten 

Im Bereich des herrschaftlichen Gutshofes befand sich eine Ruhestätte, allgemein als der "Begräbnisgarten" bekannt. Auf ihm wurden in alter Zeit die Bewohner des Schlosses bzw. der Burg bestattet. Auf den Denksteinen standen die Namen der Familie von Schweinichen (sh. Geschichtskapitel). Der Begräbnisgarten war bis zum Jahre 1945 erhalten. Um ihn rankten sich einige Gruselgeschichten, von einem Reiter ohne Kopf usw. Der Ort war wegen der alten Gräber vielen nicht ganz "geheuer". 

Nur hier und da, von Efeu und von Blättern
bedeckt ein Stein, ein Kreuz, oft Bruchstück nur,
kaum lesbar noch die eingegrabnen Lettern,
der Wind, der Regen löschten jede Spur.

Hier schlafen sie der Ewigkeit entgegen,
und sind doch um uns immer, Tag und Nacht,
behüten uns auf allen unsren Wegen,
und halten für die Enkel treue Wacht.

Sigismund Frhr.v.Zedlitz


Die Leichenhalle
Die Leichenhalle

Im Vordergrund einige polnische Grabdenkmäler. Ende der 1970er Jahre sah das Gebäude traurig aus. Ohne Fenster und Türen. Der Brunnen ohne Pumpe und ohne Abdeckung. Die solide Bausubstanz verhindert vorläufig ein Einfallen des Bauwerkes.