Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Die Schule 

Unsere Schule ist wie die meisten Dorfschulen in Kirchdörfern aus der Küsterei hervorgegangen. Die Küster, in erster Linie Kirchenschreiber und Verwalter des Kircheninventars, hatten die Glocken zu läuten, den "Seiger" zu stellen (die Turmuhr aufziehen und stellen) und die Kirche zu reinigen. In unserer Gegend nannte man sie später Kirchvater oder Kirchendiener. Das Amt war immer ein Ehrenamt, und neben 1-2 Talern jährlich erhielt er nur einige Naturalien von den Bauern. Um in Ermangelung von Lehrern den Kindern wenigstens etwas Lesen und Schreiben zu vermitteln, beauftragte man den Küster mit dieser Aufgabe. 

Nach den Kirchenbuchaufzeichnungen haben 1641 der Küster Martin Ravose, 1649 Johann Furig und in der katholischen Zeit um 1670 Christian Scholze und um 1684 Christian Franz die Kinder unterrichtet. In der preußischen Zeit verbesserte sich durch das General-Landschul-Reglement auf diesem Gebiet etwas, aber der Schulzwang wurde erst ab 1769 allmählich eingeführt. 1765 wird über einen Schulhalter berichtet. Es war ein invalider Soldat, der anschließend das Orgelspiel erlernt und beim Landrat als Schreiber gedient hatte. Er bekam jährlich fünf Scheffel Brotgetreide von den fünf eingeschulten Gemeinden und ein Häusel von der Gutsherrschaft. Durch das Anfertigen von Patenbriefen und die Leitung des Kinderchores bei Begräbnissen, mußte er sich den weiteren Lebensunterhalt verdienen. Im Vordergrund des Schulunterrichts stand die Religionslehre, und als Lesebuch dienten Bibel und Katechismus. Die Fächer Lesen, Schreiben, Rechnen und Vaterlandskunde rangierten dahinter. Nach 1872 änderten sich die Schulverhältnisse grundlegend, und Religion wurde zu einem Lehrgegenstand wie andere Fächer. 

Erster Organist und Schulhalter nach Wiedereinführung des ev. Gottesdienstes war 1708 David Göllrich aus Silberberg. Er starb 1720 45jährig, und ihm folgte Christian Geißler. Er unterrichtete 46 Knaben und 27 Mädchen. Von den insgesamt 73 Schülern nahmen nur 36 am Schreibunterricht und 15 weitere am Rechenunterricht teil. Die übrigen erhielten nur biblische Geschichte und Singen. 

Die Schule ging von 7.00 - 10.00 Uhr und nachmittags von 12.00 - 15.00 Uhr. Für ärmere Kinder übernahm die Gutsherrschaft das Schulgeld und die Kosten für die Bücher. 

Der Nachfolger Simon Tix, aus Tepliwoda stammend, amtierte von 1759 - 1782. Da viele Kinder den Eltern in der Landwirtschaft helfen mußten, besuchten sie meist nur vormittags die Schule. 1783 erhielt die Schule einen Kantor aus Strehlen. Christoph Menz führte sein Amt 33 Jahre. Während seiner Dienstzeit wurde eine zweite Klasse eingerichtet. Johann Gottlieb Hauptfleisch, ein Münsterberger, starb 1821 erst 56jährig, und der aus Nimptsch stammende Organist Kühn leitete die Schule von 1822 bis 1826.  

Adolph Scholz kam als Nachfolger aus Reichenbach und blieb bis 1858. 

Mit Theodor Neunherz kam ein Lehrer, der in Frankenstein die Präparandie und in Bunzlau das Seminar besucht hatte. Er blieb 29 Jahre. Ihm folgte Kantor Emil Plüschke, der bis 1920 unsere Schule leitete und der vielen der heute noch lebenden Generation als Lehrer ihrer Eltern bekannt ist. Rektor Fritz Schoefer trat sein Amt 1921 an. Der im Weltkrieg schwerverwundete Offizier war bis 1945 Schulleiter und Organist und der letzte deutsche Amtsinhaber. 

Die ständig steigende Schülerzahl führte bereits 1764 zur Einstellung eines Schul-Adjuvanten (junger Hilfslehrer), der 20 Taler jährlich aus der Kirchenkasse und vier Scheffel Brotgetreide vom Kirchenpatron bekam. Kost und Logis mußte ihm der erste Lehrer geben. 1863 erhielt die Schule einen zweiten Lehrer. Es war Gustav Schwarzer, der bis 1899 dieses Amt bekleidete. Er wohnte in dem kleinen Haus neben der Arglebe Villa (Schwarzer Haus). Mit Paul Drischel wurde 1883 die dritte Lehrerstelle besetzt. Um 1906 werden die Lehrer Georg Stache, Fritz Schönbrunn und Bruschke genannt. 

Da die Schülerzahl inzwischen auf 376 gestiegen war, es besuchten ja die Kinder von Tepliwoda mit Sackerau, Raatz, Kobelau und Tadelwitz unsere Schule, dazu die ev. Kinder von Zinkwitz und Petershagen, wurden um 1900 die Kinder von Kobelau und Tadelwitz ausgeschult. Kobelau bekam eine eigene Schule. Dadurch, und durch einen gewissen Bevölkerungsrückgang, sank die Schülerzahl um 1900 auf 260 Schüler, die von 3 Lehrern in fünf Klassen unterrichtet wurden. Das Schulhaus hatte wahrscheinlich seit den Anfängen seinen Platz an der uns bekannten Stelle dicht neben der Kirche. 1826 hatte man bei dem benachbarten Fleischer Gröger (später Lampel) einen Stube als zweites Klassenzimmer angemietet, 1832 die alte Schule aber abgebrochen und 1836 an der gleichen Stelle eine neue errichtet. Wegen der 1833 erforderlich gewordenen Eindeckung der Kirche und eines 1834 eingetretenen Notstandes durch Hagelschlag hatte sich der Schulneubau verzögert. Die Schule enthielt drei geräumige Klassenzimmer und die Wohnung des Kantors, dazu ein Zimmer für einen ledigen Lehrer. Die zwei Klassenräume im Obergeschoß sind bei einem späteren Erweiterungsbau hinzugekommen. 

1842 wurde anstelle einer alten Schulscheune eine neue Scheune mit Keller gebaut. Ein Gemüsegarten, ein Obstgarten und 100 Quadratruthen Ackerland (2184qm) gehörten zur Schule. 1867 bildeten den Schulvorstand: 

Aus Töppliwoda:

  • Gerichtsscholz Julius Mikesky
  • Freigutsbesitzer Carl Urban
  • Freigutsbesitzer Gottlieb Jockwer
  • Freistellenbesitzer und Schuhmachermeister Carl Gröger
  • Freigutsbesitzer Siegismund Trautmann
  • Häusler und Schuhmachermeister Ernst Jockwer
  • Freistellenbesitzer Ernst Dömelt in Sackerau

Aus Kabelau:

  • Gerichtsscholz Carl Geppert
  • Freistellenbesitzer Ernst Milde

Aus Tadelwitz:

  • Gerichtsscholz Carl Ruppelt
  • Freistellenbesitzer Wilhelm Kepper

Als 1908 das neue Schulgesetz in Kraft trat, bildeten Tepliwoda, bestehend aus dem Gutsbezirk Tepliwoda, dem Gemeindebezirk Tepliwoda mit der Kolonie Sackerau und dem Gutsbezirk Raatz einen Gesamtschulverband. Dem Gesamtschulvorstand gehörten an:

  1. Pastor Seibt als Vorsitzender und Ortsschulinspektor 
  2. Gemeindevorsteher Trautmann 
  3. Hauptlehrer Plüschke 
  4. Gutsverwalter Müller als Vertreter der Gutsbezirke Tepliwoda und Raatz 
  5. als Vertreter der Gemeinde 
    • Kaufmann Julius Reich, 
    • Molkereipächter Heinrich Klose, 
    • Gutsbesitzer Berthold Jahn, 
    • Gutsbesitzer Emil Pietsch, 
    • Gutsbesitzer Ernst Siegert 
    • und Stellenbesitzer Julius Hübel. 

Obwohl nicht Mitglied im Gesamtschulverband, besuchten die evangelischen Kinder von Zinkwitz und Petershagen gastweise die Schule in Tepliwoda. 

1880 betrug die Schülerzahl 376 (346 ev. und 30 kath.). Durch die Ausschulung der Kinder von Kobelau und Tadelwitz und dem allgemeinen Bevölkerungsrückgang ging die Schülerzahl stark zurück. Bereits 1890, also noch mit den Kobelauer und Tadelwitzer Kindern, waren es nur noch 301 und 1901 noch 260 Kinder. 

Obwohl nach den damals geltenden Richtlinien ein Lehrer höchstens 70 Schüler unterrichten sollte, waren bis 1909 nur drei Lehrer für rd. 300 Schüler verfügbar. 

Die Liste der Lehrer nach 1900 ist nicht vollständig, aber die folgenden Namen sind uns aus den vorhandenen Aufzeichnungen bekannt: 

Georg Kiehlmann, Johannes Kode, Karl Stiller, Fritz Niesel, Just, Henke, Kunte, Eitner, Jürgler, Pietsch, Ebisch, Kosche, Peukert Ihme Gerhard und Frau Margarete geb. Werner, Fröhlich, Überschaer, Warkus, Frl. Hilde Reimann, Frl. Kaiser, Charlotte Jäckel, Pollack, Herta Plume, Rudolf Speer, Schelling, Fendesack, Ulbrich, Zblewski. 

Die achtklassige Volksschule Lauenbrunns wurde bis 1945 von Rektor Fritz Schoefer geleitet. Abgesehen von den letzten Kriegsjahren unterrichteten neben ihm fünf bis sechs Lehrkräfte. 

Klassenfoto des Jahrganges 1921
Klassenfoto des Jahrganges 1921
links oben: Zeppmeisel ? Laschinsky Herbert, Pietsch Ernst, Dömelt Gerhard, Drieschner Paul, Berlina, Guller, Vogel Gerhard, Hübel, Wagner, Kunert
2. Reihe von links: Pfeiffer Elly, Rückert Anna, Mattusch, Opitz Erna, Taux Ilse, Krause Frieda, Schaaf Frieda, Jockwer Emma, Urban Elly, Wagner Lene, Schütze Grete, Scholz Else, Ochsmann Gertrud, Jäschke Liesbeth 
3. Reihe links: Dittrich Erich, Franz Alfred, Schmidt Kurt, Hübner Fritz, Jung, Tielscher Herbert, Klimm Hermann, Marquardt Fr., Jäschke Erwin


Lehrer Georg Kosche mit Kobelauer Schulklasse
Lehrer Georg Kosche mit Kobelauer Schulklasse


Rektor Schoefer mit Schülern des Jahrgangs 1926 u.a.
Rektor Schoefer mit Schülern des Jahrgangs 1926 u.a.


Eine Klasse mit Schülern des Geburtsjahrganges 1924 u.a.
Eine Klasse mit Schülern des Geburtsjahrganges 1924 u.a.


Lehrer Otto Kassner mit Schülern des Jahrganges 1925 u.a.
Lehrer Otto Kassner mit Schülern des Jahrganges 1925 u.a.


Rektor Schoefer mit Frau und Schülern des Geburtsjahrganges 1914 u.a.
Rektor Schoefer mit Frau und Schülern des Geburtsjahrganges 1914 u.a.


Die Lehrerin Frl. Werner mit der Jahrgangsklasse 1919 u.a.
Die Lehrerin Frl. Werner mit der Jahrgangsklasse 1919 u.a.


Lehrer Paul Fendesack mit Schülern des Geburtsjahrganges 1924 u.a.
Lehrer Paul Fendesack mit Schülern des Geburtsjahrganges 1924 u.a.


Frl. Hilde Reimann mit Schülern des Geburtsjahrganges 1929 u.a.
Frl. Hilde Reimann mit Schülern des Geburtsjahrganges 1929 u.a.


Lehrer Fröhlich mit Schülern des Jahrganges 1922 u.a.
Lehrer Fröhlich mit Schülern des Jahrganges 1922 u.a.


Lehrer Überschaer mit dem Jahrgang 1927 u.a.
Lehrer Überschaer mit dem Jahrgang 1927 u.a.