Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Dorfentwicklung von 1850 - 1933 

Im 19. Jahrhundert erlebte die Landwirtschaft eine gewaltige Modernisierung, gekennzeichnet durch den Anbau neuer Nutzpflanzen (Kartoffeln, Zuckerrüben, Klee usw.), durch die Verbesserung der Dreifelderwirtschaft, Einführung des Fruchtwechselanbaues, besonders aber auch durch die Verwendung von Mineraldünger. Die Landwirte hatten gute Absatzmöglichkeiten, denn die im Deutschen Reich ständig steigende Bevölkerung konnte trotz erhöhter Produktion insgesamt aus deutschen Erzeugnissen nicht ernährt werden. 

Die landwirtschaftlichen Betriebe unseres Dorfes hielten mit dieser modernen Entwicklung Schritt. Bereits vor der Jahrhundertwende liefen bei den Bauern die ersten Maschinen (Flügelmaschinen); Göpel und Dampfmaschinen zum Antrieb von Dresch- und Schneidegeräten wurden auf allen Höfen eingesetzt. Auch die Gebäude wurden größer und massiver gebaut. Anstelle des vorher verwendeten Fachwerkes wurden für das Mauerwerk Steine aus den dorfeigenen Brüchen verarbeitet und die Dächer nicht mehr mit Stroh, sondern mit Hartbrandsteinen gedeckt. 

Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges erhielt das Dorf Anschluß an die Überlandzentrale Oberschlesien (1919 als Kommunales Kraftwerk Oberschlesien gegründet). 1921 brannten in unserem Dorf die elektrischen Lampen und die Landwirtschaft stellte sich auf Elektrizität um. 

Straßen und Wege waren bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts überall im Deutschen Reich sehr mangelhaft beschaffen. Im gesamten Kreis Münsterberg gab es bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts keine Kunststraßen. Die erste wurde als Verbindung zwischen Münsterberg und Frankenstein (über Bärwalde Stolz) 1851 ausgebaut. 1854 folgte die Strecke Strehlen-Frankenstein über Neobschütz, Tarchwitz, Tepliwoda, Kaubitz, Schräbsdorf. Im gleichen Jahr wurde auch die Kreisstraße von Tepliwoda nach Dirsdorf gebaut. Alle diese sogenannten "Kunststraßen" waren wassergebundene Schotterstraßen. Die Landkreise versuchten, die hohen Straßenbaukosten durch Straßenzölle und Verpachtung von Obstbäumen an den Chausseen zu decken. 

Innerhalb des Dorfes, diese Straßenbaukosten mußten die Dörfer aus eigenen Mitteln finanzieren, hatte man erst 1880 das Straßenstück von der Kirche bis zur Dorfmitte gepflastert (also bis Pietsch/Vogel/Ludwig Bäcker). Das wahrscheinlich sehr holperige Grobpflaster wurde aber 1904 durch eine Schotterdecke ersetzt. 1881 wurde das Niederdorf von der Apotheke bis zur Siegrother Grenze chaussiert. Die "Kleine Seite" wurde erst später ausgebaut (die quer durch den Ort führende Straße vom Bahnhof nach Dirsdorf über Sackerau war Kreisstraße). Das Teilstück im Oberdorf, von der Kirche bis zur Ortsgrenze Kobelau, erhielt erst 1905 eine "Kunststraße". 

Mit der Fertigstellung der Kleinbahn (sh.bes.Bericht) im Jahr 1908 war das Dorf für damalige Verhältnisse verkehrsmäßig gut erschlossen und bildete mit allen seinen Einrichtungen einen gewissen Zentralpunkt auch für die kleinen Nachbardörfer. 

Ansichtskarte aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg
Ansichtskarte aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg