Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Brände, Kriegsereignisse, Seuchen und Naturkatastrophen 

Alle Chronisten der letzten Jahrhunderte berichten über Brände, die unsägliches Elend den Menschen brachten, die normalerweise ohnehin schon einen schweren Kampf um das Überleben führten. Die Entstehung der großen Brände wurde durch die Holzbauweise und die Schobendächer begünstigt und meist durch offenes Herdfeuer oder Lampen und Kerzen hervorgerufen. Dazu kam, daß erst im 19. Jahrhundert in den Dörfern ein organisiertes Feuerlöschwesen entstand. Am 6. November 1689 wird über ein Schadenfeuer berichtet, das auf dem Pfarrhof ausgebrochen war. Es brannten ab: das kleine Häusel auf dem Pfarrhof, Gaststall und Scheune des Pfarrgutes, Martin Dirx, die Güter Hanß Adolf, Hanß Erferth, Andreas Stenzel (das Freigut) und weiter unten der Mittelkretscham (Krone). Dazwischen blieben zwei Güter unversehrt (Vogel und ?). Neben der Krone brannte das Häusel des Georg Pusch ab. 

Am 7. Martis 1720 brannte das Obervorwerk, der Launer, völlig ab; daneben das Anwesen des Hanß Augen. Ursache war Brandstiftung durch ein geisteskrankes Kind. Der um Mitternacht entstandene Brand forderte auch zwei Todesopfer. 

Am 2. August 1808, also mitten in der Notzeit der Napoleonischen Kriege, brach in der Hofescheune des Mittelvorwerks ein Feuer aus. Nach der Scheune brannten auch das Gesindehaus, die Mühle und die Stallungen des Vorwerks nieder. Die Flammen ergriffen dann Schule, Kirche und Pfarrhof, sowie die Bauerngüter des Gottfried Hübel (Dömelt), des Gottlieb Hübel (Mikesky) und des Kirchvaters Adolph (?). Im völlig zerstörten Kirchturm schmolzen die Glocken. Neben den Bauerngütern brannten auch sechs kleine Häuser ab: Krämer und Bäcker Oltaschin, der Krämer Ertel, der Oberfleischhauer George, der Tischler Schubert, die Witwe Schätzeln vor dem Pfarrhofe, der Oberschmied Jenetzky. Danach schildert Pastor Seibt noch folgende Großbrände: 

Pastor Seibt bemerkt zu den zahlreichen Bränden, daß die damals bereits bestehenden Feuerversicherungen einen Teil der entstehenden Schäden abdeckten und als Folge der vielen Brände neue, schönere und massivere Bauten das Dorf verschönerten. 

Über eine große Dürreperiode um das Jahr 1361 und die in unserer Gegend ausgebrochene Pest berichtet die alte Chronik. Wir erfahren aber nicht Einzelheiten über die Auswirkungen auf unser Dorf. Mit Sicherheit haben die Hussitteneinfälle Anfang des 15. Jahrhunderts den Ort betroffen, denn unsere Wasserburg war nachgewiesenermaßen über Jahrzehnte ein Stützpunkt der Hussitten. Am Karfreitag 1429 wurde Frankenstein, am 14. Juni 1429 Nimptsch geplündert und verwüstet. Auch Münsterberg und das Kloster Heinrichau erlitten dieses Schicksal. Deshalb wird auch Tepliwoda die Grausamkeiten dieser Zeit unmittelbar gespürt haben.

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) brachte dann wieder schwere Zeiten über unsere Heimat. Während von 1626 - 1632 die Belastungen noch erträglich waren, brachten die Jahre 1633 und 1634 großes Leid über unsere Gegend. Wallenstein besetzte Anfang Juni 1633 Münsterberg, Wartha, Reichenstein und Silberberg, schlug von Frankenstein kommend sein Lager in Dirsdorf auf und belagerte von dort aus Stadt und Festung Nimptsch. Trotz tapferer Gegenwehr wurde Nimptsch eingenommen und die ganze Umgebung über viele Monate hindurch von Wallensteins Soldaten besetzt, ausgeplündert und grausam behandelt. Nimptsch hatte zuletzt noch 14 Einwohner, Frankenstein noch 103 und Münsterberg 20. Von Krelkau und Bärdorf ist bekannt, daß sie menschenleer waren. Was nicht von den Soldaten ermordet worden war, hatte die nachfolgende Pest weggerafft. 

Dabei ist unser Dorf wohl noch glimpflich davongekommen, denn nach den Kirchenbuchaufzeichnungen des Jahres 1650, also zwei Jahre nach Kriegsende, wurden 34 Geburten, 16 Todesfälle und 15 Eheschließungen registriert. Diese Zahlen lassen auf 500 - 600 Dorfbewohner schließen. 
Die Bedrückungen durch die Schlesischen Kriege waren nicht sehr groß. Der Preußenkönig kam ja auch für einen großen Teil der Bevölkerung, zumindest für die drangsalierten Evangelischen, als der Befreier. Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) wurde die Bevölkerung durch Einquartierungen und Truppendurchzüge belästigt. Auch Kriegskontributionen an die Österreicher mußten aufgebracht werden. 1758 und 1762 waren Schweidnitz und Neiße umkämpft. Friedrich II. lagerte mit einem Teil seiner Truppen 1758 in Münsterberg. Ein halbes Jahrhundert Friedenszeit wurde um 1806 wieder durch Krieg abgelöst. Napoleon stürzte Europa in einen großen Krieg, und nachdem die Preußen am 14. Oktober 1806 bei Jena und Auerstädt geschlagen waren, brach neues Unheil auch über Schlesien herein. Breslau fiel am 7. Januar 1807. Die Festungen Glatz, Kosel und Silberberg hielten zwar Stand, aber die Belagerung brachte der Bevölkerung um so mehr Belastungen, denn die französische Besatzung ließ sich fürstlich bewirten. Die Bauern mußten noch bis 1815, als Befreiung nahte, Kriegskosten von 120 Millionen Franken aufbringen. Sie waren im Tilsiter Frieden vom Juli 1807 festgesetzt worden. 

Als sich Preußen 1813 gegen Napoleon erhob, wurden auch im Kreis Münsterberg unter großer Begeisterung der Bevölkerung Landsturmeinheiten aufgestellt. Der Landrat von Münsterberg, von Wentzky, berichtete am 20. Mai 1813 über die Organisation seines Kreises. Danach waren 4019 landsturmpflichtige Männer im Alter von 15 - 60 Jahren vorhanden. Der Pferdebestand belief sich auf 1184. Der Kreis Münsterberg war in sechs Bezirke aufgeteilt. Zum ersten Bezirk, dessen Kommandant Herr von Schweinichenauf Tepliwoda war, gehörten: Tepliwoda, Raatz, Petershagen, Belmsdorf, Frömsdorf, Moschwitz, Zinkwitz und Oberjohnsdorf mit 575 Mann und 208 Pferden. An Waffen waren nur fünf Flinten, sieben Pistolen, zwei Säbel und vier Spieße vorhanden, da 1806 alle Waffen an die Festungen geliefert werden mußten. Zum Einsatz kamen die Landsturmmänner des Kreises Münsterberg nicht. Dafür sorgte u.a. auch der schlesische Marschall Blücher, der die französischen Truppen vertrieb. 

Die auf dem Steinbruchberg bei Tepliwoda (Kaffenberg) mit Pechstangen eingerichtete Signalstation mit Sichtverbindung nach Petershagen und weiter über Frömsdorf, Willwitz und Schön-Johnsdorf kam nicht zum Einsatz. Berichtet wird noch von einem Namslauer Landwehrbatallion, das am 2. Juni 1813 (von Breslau nach Glatz marschierend) in Tepliwoda einrückte. Die gleiche Einheit kam am 24. Juni von Wartha auf dem Rückwege wieder in unser Dorf, wo sie bei strömenden Regen im Freien biwakieren mußten, ohne daß ihnen ein Halm Stroh geliefert wurde. 

Sehr viel Militär sah unsere Heimat kurz vor dem Ersten Weltkrieg anläßlich der großen Kaisermanöver. Einige alte Lauenbrunner Bürger erinnern sich daran. Es war die sogenannte gute alte Zeit, die leider schon 1914 endete und mit dem großen Krieg unsägliche Not über die Menschen brachte. Das Ende des Deutschen Kaiserreiches 1918 begann auch bei uns mit großer materieller Not. Es drohte die Auflösung aller Ordnung, und die Bauern schützten sich in dieser Zeit durch Aufstellung einer bewaffneten Heimwehr. Nachts patrouillierten Feldwächter, um größere Diebstähle von Feldfrüchten zu verhindern. Bei dieser Gelegenheit ist um das Jahr 1919 einer dieser Feldwächter auf dem Platz vor der Krone erstochen worden. 

Über besondere Ereignisse aus der Zeit von 1847 bis 1907 berichtet Pastor Seibt in seiner Chronik. 

1847 bis 1849 grassierte der Typhus im Ort und 1852/53 die Blattern, an denen viele Einwohner starben. Die Kriege von 1866 und 1870/71 berührten unser Dorf nur insoweit, als eine Anzahl Soldaten an diesen Feldzügen teilnahmen. 1871 traten bei uns einmal Cholerafälle auf, 1895 forderte die Influenza verschiedene Opfer. 

Bei seinen Berichten über Hagelunwetter, Überschwemmungen und Dürreperioden ist interessant, daß am 15. und 16. Juni 1895 Erdbewegungen (Erdbeben) in unserer Gegend registriert wurden. 1907 gab es seit Jahren wieder einmal Schlittenbahn. Danach gab es also auch bei uns des öfteren Winter ohne viel Schnee und Eis. 

Der Zweite Weltkrieg von 1939 - 1945, von den alten Gegnern des Hitlersystems vorausgesagt, wäre wieder ein ganz besonderes Kapitel. Das Frühjahr 1945 brachte uns keinen Frieden, sondern noch größere Not und Schrecken. Am Ende stand die Vertreibung, die viele unserer Heimatfreunde selbst miterlebt haben. Die Vielfalt der Einzelschicksale ist überhaupt nicht zu beschreiben. Viele Grausamkeiten werden für immer unentdeckt bleiben, und deshalb soll im folgenden Bericht nur der zeitliche Ablauf der Ereignisse mit den wichtigsten Vorfällen geschildert werden.