Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Der Buchwald 

Die Gemeindegrenze Lauenbrunns verlief an der Nordseite des Waldes, und ein kleiner Streifen im Westen gehörte einigen Bauern des Oberdorfes: der sogenannte Bauernwald. Er war durch einen höheren Zaun vom Herrschaftsbereich Heinrichaus getrennt, eine Tatsache, die alle Forstleute im Westen erstaunte. In gewissen Abständen eingebaute "Rehsprünge" ermöglichten dem Rehwild den Wechsel von der "Bauernseite" in das Heinrichauer Revier, aber nicht umgekehrt. Die Lauenbrunner liebten ihren Buchwald, obwohl nur kleine Teile davon zur Dorfgemarkung gehörten. Der große Mischwald mit seinem Wildreichtum und dem vielfältigen Pflanzen- und Pilzvorkommen, bis 1930 hatte man in ihm 251 Pilzarten festgestellt, war an Sonntagen auch ein beliebtes Ausflugsziel. Durch das Klostergründungsbuch der Heinrichauer Zisterzienser-Mönche und zahlreiche Urkunden wissen wir über diesen uralten Wald gut Bescheid. Es sind seit 1227 nur geringe Bestände gerodet worden, denn bei der Klostergründung wurde er bereits als 3000 - 4000 Morgen groß bezeichnet. Am Rande des Waldes lagen die Dörfer Lauenbrunn, Zinkwitz, Moschwitz, Frömsdorf, Belmsdorf und Petershagen. Ursprünglich erhielt das Kloster nur den Wald auf Zinkwitzer Gebiet. Als die Mönche Teile davon roden wollten, stießen sie auf den Widerstand des "Sekil von Tepliwoda" und des Grafen von Baitzen. Daraufhin nahm Herzog Bolko II. Wildbann und Holzeinschlag in Anspruch, und erst 1334 einigte man sich mit dem Kloster, das fortan die uneingeschränkte Nutzung des Forstes erhielt. Das blieb so bis zur Säkularisation (1808). (1) 

Der Westteil des Waldes war überwiegend mit Rot- und Weißtannen, einigen Fichten, Eichen und Buchen bestanden, der östliche Teil fast nur mit Rotbuchen, Weißbuchen, Eichen und Ahorn. Die Heinrichauer Forstverwaltung unter Forstrat Blume bewirtschaftete den Wald, der in zwei Reviere aufgeteilt war. Das Moschwitzer Revier unter Förster G. Päsel und das Frömsdorfer unter Eduard Knippel bestanden aus 14 "Jagen", die untereinander durch Wege getrennt waren. 

Auch als Wirtschaftsfaktor hatte der Buchwald für unsere Gegend große Bedeutung. Die Tischler, Stellmacher, Böttcher und die Münsterberger Bürstenfabriken deckten ihren Holzbedarf fast ausschließlich auf den jährlich stattfindenden Holzauktionen. An dem Weg von Moschwitz nach Petershagen befanden sich drei wegen ihrer auffälligen Größe bekannte Bäume, die sogar teilweise in den Meßtischblättern eingetragen waren. Die Zigeunertanne, an der früher wohl oft Zigeunergruppen ihr Lager aufschlugen, war ein besonders auffälliger Baum wegen seiner enormen Höhe. Die Kroneneiche im Moschwitzer Teil hatte einen Umfang von 4 m und eine Höhe von 35 m. Der astreine Stammteil war 25 m lang. Am meisten bekannt war bei uns der "Buchenkönig". Sein Stammumfang betrug in Brusthöhe gemessen 4,5 m; für eine Buche ein sehr beachtlicher Umfang. Dr. Theodor Schaube beschreibt übrigens Eichen in Schlesien mit einem Stammumfang von mehr als 10 m. (2)

Die Zigeunertanne und die Kroneneiche
Die Zigeunertanne und die Kroneneiche