Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Die Mühlen des Dorfes  

Die alte Mühle am Dominium

Bei der Schilderung des großen Brandunglückes von 1808 (1) erwähnt Pastor Seibt eine Mühle, die diesem Brand zum Opfer fiel. Diese Mühle muß auf dem ersten Vorwerk im Ortsmittelpunkt gestanden haben (das zweite Vorwerk war der Launer). Es wird sicher eine Bockwindmühle gewesen sein, und vielleicht hat man an ihrer Stelle neben der damals schon vorhandenen Wassermühle die Mühle auf dem Windmühlenberg erbaut. 

Die Windmühle an der Straße nach Sackerau 

Auf dem 283,6 m hohen Windmühlenberg stand bis zum Ende der 1920er Jahre eine hölzerne Windmühle. Nach den vorliegenden Schilderungen muß es eine "Bockwindmühle" gewesen sein, also eine Mühle, die auf einem Bock stand und im ganzen in den Wind gedreht wurde. (2) 

Der älteste uns bekannte Müller und Eigentümer der Mühle war Ernst Scholz. Ihm gehörte um die Jahrhundertwende auch der kleine Landwirtschaftsbetrieb (später Petermann). Martha Vogel, Ehefrau des Heinrich Vogel, erbte Mühle und Grundstück von ihrem Vater, da der Bruder im Ersten Weltkrieg gefallen war. Die Mühle wurde danach von dem Müller August Klenner gepachtet und betrieben. Einige Jahre, bis zu ihrem Abbruch, hat Max Opitz die Mühle geführt. Die Eigentümerin des Mühlengrundstückes war - wie bereits erwähnt - Frau Martha Heidel, verw. Vogel, geb. Scholz. Im Volksmund als "Windmühl-Martha" bekannt. 

Die Steinmühle

Die in alten Aufzeichnungen als "Niedermühle" bezeichnete Wassermühle, nach der auch der von der "Kleinen Lohe" gespeiste Teich seinen Namen hatte, war wohl schon in sehr alter Zeit ein steinernes, Bauwerk. Da die meisten Gebäude früher aus Holz errichtet wurden, der Steinbau also etwas besonderes war, erhielt sie den Namen "Steinmühle". Sie wird erstmals 1691 erwähnt (3), hat aber sicher schon lange vor dieser Zeit existiert. 

Das Mühlengrundstück trug die Hausnummer 16, ein weiterer Beweis für das hohe Alter der Mühle, denn wie bei den Bauerngütern trugen die Grundstücke die Hausnummern in chronologischer Reihenfolge. 

Der Steinmühlteich war 6,75 ha groß. Dazu gehörten die Uferflächen, Böschungen, Schilfbereiche und der sogenannte kleine Teich. Er lag östlich des großen Teiches und diente zum Mühlenantrieb, während der große Teich eigentlich Fischteich war und das Reservoir für den kleinen Teich bildete.

Der Steinmühlteich 1975
Der Steinmühlteich 1975

Das Gebäude mit 18 x 12 m war zweigeschossig. Zur Mühle selbst gehörten der Mahlraum, ein Keller und der Mahlboden. Das hölzerne oberschlächtige Mühlrad mit einem Durchmesser von fünf Metern trieb über eine ein Meter dicke hölzerne Welle den Mahl- und Schrotgang. Das Mahlwerk bestand aus zwei französischen Mahlsteinen, so nach dem Steintyp benannt, in der zwischen den waagerecht montierten Sandsteinen (Scheibenmühle) das Korn gemahlen wurde. Die ursprünglich der Dorfherrschaft gehörende Mühle stand zuletzt im Eigentum der Familie Rohde, der auch die Zuckerfabrik in Kurtwitz gehörte. Vor 1909 wurde die Mühle von Bauer Wengler (Froschgruben) betrieben. Friedrich Unverricht, der "Steinmüller': bewirtschaftete von 1909 bis 1941 die Mühle und den dazugehörigen kleinen Landwirtschaftsbetrieb. Der Müller, seit 1941 hatte Max Höfter mit Selma geb. Unverricht das Anwesen gepachtet, mußte sich auch um die Pflege des Fischteiches kümmern. 

Für die Dorfjugend bot der schöne Mühlenteich im Sommer herrliche Schwimmgelegenheiten. Wegen der Störung der Fischzucht und der "eingelatschten" Gräser führte das nicht selten zu Komplikationen mit dem grimmig aussehenden "Steinmüller". Im Winter, wenn nicht gerade die Fleischer des Ortes das dicke Eis für ihre Kühleinrichtungen aussägten, wurde eifrig mit den Schlittschuhen gelaufen und "Eishockey" mit abenteuerlichen Geräten gespielt. 

Der Teich wurde 1933 im Rahmen einer Notstandsmaßnahme des Arbeitsamtes "geschlämmt". Er war während der Polenzeit schon einmal für einige Jahre außer Betrieb. Inzwischen ist er wieder mit Wasser gefüllt und bietet einen herrlichen Anblick. Der Steinmüller Friedrich Unverricht starb 1951, 85jährig, seine Frau 1960, 85jährig. Der letzte Pächter starb schon 1968 in Atter. Seine Witwe Selma Hofter geb. Unverricht lebt in Osnabrück/Atter.  

Die Fellmann Mühle 

Der Kaufmann Conrad Fellmann erwarb 1928 von Erich Reich die Grundstücke an der Bahnhofstraße. Anstelle eines Wirtschaftsgebäudes errichtete C. Fellmann eine moderne dreigeschossige Mühle. Der Walzenstuhl und die anderen Schrot- und Mahlgänge wurden anfangs mit einem Dieselmotor, später durch Elektromotoren angetrieben. Da die Windmühle nicht mehr existierte und die Steinmühle nur noch eine geringe Kapazität hatte, deckte die neue Mühle mit einer täglichen Leistung von zehn Tonnen den Bedarf des Ortes und der weiten Umgebung. 

Der Sohn Günter Fellmann, später der Schwiegersohn von Conrad Fellmann, Herbert Minge, führten die Mühle bis zum Kriegsende bzw. bis zur Vertreibung. 

Fellmann-Mühle und Kaufladen (früher Reich) in den 1930er Jahren
Fellmann-Mühle und Kaufladen (früher Reich) in den 1930er Jahren