Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Das Dominium (lat. Herrschaftsbesitz) 

Die Domäne der Herrschaft Heinrichau in Lauenbrunn bestand nach den alten Aufzeichnungen aus dem eigentlichen Rittergut mit Burg- und Schloßanlage sowie aus zwei Vorwerken. Der Nebenbetrieb Launer wurde Ende der 1920er Jahre in Siedlerstellen aufgeteilt. Das zweite Vorwerk ist nicht genau nachgewiesen. Bei der Schilderung des großen Brandes von 1808 wird dieses Vorwerk erwähnt. Pastor Seibt schreibt, daß in der hintersten Hofescheune das Feuer ausgebrochen war, der schwache Wind erst die Flammen vom Dorf abwehte, dann aber drehte und mehrere Gebäude auf dem Vorwerk zu brennen anfingen. Das Feuer griff dann auf Pfarrhaus und Kirche über. Es ist deshalb anzunehmen, daß das zweite Vorwerk in der Gegend des großen Getreidespeichers gestanden hat. 

Bei der Erhebung von 1868 (1) wird der Herrschaftsbesitz mit 2034,87 Morgen angegeben. 

1902 verzeichnet das Schlesische Güter-Adreßbuch (2) folgendes: (wörtliche Wiedergabe) 

Inspektion Tepliwoda, Inspektor Kuhn und 1 Rechnungsführer 
Tepliwoda, Rittergut mit Launer-Vorwerk 
2 Assistenten, Fläche 461,0 ha 
davon   393,0 ha Acker 
davon   46,0 ha Wiesen 
davon   2,0 ha Wasser 
davon   7,0 ha Holz 
davon   13,0 ha Hof- und Wegefläche 
Grundstücks-Reinertrag 19 484 Mark jährlich. 
Steinbruch - Rothbraune Ostriesenheerde - Merino-Schafheerde - Schweinezucht - Fohlenzucht. 

Auf dem Gut wohnten 1905 91 Personen. 

1945 verfügte die von Weimarsche Erbengemeinschaft in Lauenbrunn noch über einen Besitz von 310,57 ha (275,87 ha Acker und 34,7 ha Wald). Die landwirtschaftlichen Nutzflächen bestanden wie die meisten Flächen unseres Dorfes aus schweren Böden, die den Anbau wertvoller Getreidesorten (Weizen und Gerste) und von Zuckerrüben zuließen. Auf den Gutsäckern wurden aber auch Gemüse und Futterpflanzen angebaut. Eine rotbunte Rindviehherde, bestehend aus ca. 80 bis 90 Milchkühen und ca. 120 Jungrindern, wurde ständig in Ställen gehalten. Der Boden war für Weidegang zu wertvoll. Die Bearbeitung des Ackers erfolgte zuletzt durch neun Pferdegespanne, acht Ochsengespanne und einen Lanz-Bulldozer (48 PS). Zusätzlich wurden dann noch die Dampfpflugpaare eingesetzt. Für die Gutsleitung standen ein Reitpferd und ein Kutschpferdegespann zur Verfügung. Die Milch wurde früher mit einem eigenen Gespann täglich nach Heinrichau gefahren (Druschke), später in die Dorfmolkerei. In den 1920er Jahren hatte das Gut auch eine Schafherde. Vor und auch noch nach dem Ersten Weltkrieg waren während der Getreide- und Rübenernte sogenannte Saisonarbeiter aus Polen oder Galizien auf dem Dominium beschäftigt. Die auf dem Gut tätigen Familien lebten dort z.T. über Generationen hinaus. Die Wohnungen mit der elektrischen Beleuchtung bildeten einen Teil des Deputates. Dazu kamen weitere Naturalleistungen in Form von Milch, Butter, Kartoffeln und Getreide. Auch Heizmaterial wurde geliefert und zur Haltung des Kleinviehes bestanden ebenfalls Möglichkeiten. Ohne die Mitarbeit von Frauen und Kindern wäre die Existenz aber nicht gut möglich gewesen, denn die Männer als Gespannführer erhielten nur das sogenannte "Futtergeld". 

Das Schloß, früher Wohnsitz der jeweiligen "Herrschaft", diente seit dem Tode des letzten "von Schweinichen" bzw. seit dem 1836 an die Niederländische Domänenverwaltung erfolgten Verkauf, immer den Gutsinspektoren mit ihren Familien und Assistenten als Wohnung. 

Bekannt sind noch aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg der Inspektor und Amtmann Melitz, Inspektor Karl Moik und später der Inspektor Hauptmann Wilhelm Hüner. Letzter Inspektor des Gutes war Herr Friedrich Carl. Er wohnte zuletzt mit seiner Familie in der Nähe von Leipzig. 


Der Eingang zum Dominium

   

Die Familien des Gutes (soweit noch bekannt) 

Die gutseigene Schmiede wurde zuletzt von Schmiedemeister Anton Guhlich betrieben. Die Eheleute und die Kinder Irmgard, Bruno, Alfons, Gerhard, Rudi, Erich und Josef sind alle verstorben. 

In der alten Schäferei wohnte zuletzt die Familie Hermann Schubert. Die Söhne. Max und Artur sind im Krieg gefallen. Helmut lebt in Attendorn, Herbert in Meerbusch. 


In der ehemaligen Brauerei wohnten folgende Familien: 

Paul Schreiber.
Die Eheleute lebten zuletzt in Hoyerswerda/DDR. Else verh. Kruppa jetzt in Düren. 

Richard Schober und Agnes geb. Reimann. Herr Schober war erblindet. Die Eheleute lebten zuletzt in Buir b. Köln bei dem Sohn Helmut. Der Bruder Alfred lebt ebenfalls in Buir. 

Familie Eifler 
Paul Eifler verstarb früh; Frau Eifler in Hoyerswerda. Die Söhne Paul, Alfred, Gerhard und Ernst leben in Bielefeld, die Töchter in der DDR. 

Jäschke, Paul und Anna 
Die Familie lebte zuletzt in Hoyerswerda. Der Sohn Alfred ist kriegsvermißt. 

Galinski, Paul und Frau Ernestine 
Die Eheleute lebten nach der Vertreibung im Bezirk Meißen/Sa. Gertrud verh. Jatz lebt in Berlin. 

Metzner 

Bartsch, Paul und Hedwig 

Ruschke, Heinrich und Marta geb. Tix 

Laschinski, Heinrich und Ida 

Wosnitza 

Rauer, Max und Marta geb. Jonas 

Jonas, Wilhelm und Frau Anna. Sie lebten nach der Vertreibung in Bielefeld. 

Schwarzer, Paul und Anna verw. Mescheder. Die Tochter Else verh. Zähler wohnt in Minden. 

Krause, Ernst und Emma geb. Hoffmann 

Benner, Max und Wilhelmine 

Kauder, Karl und Marta geb. Druschke 

Schreiber, Paul und Anna geb. Nave 


Im "Köpperhaus" wohnten: 

Gumpert, Ida, mit Marta, Gerhard und Elly 

Urban, Paul und Elisabeth geb. Müller. Die Eheleute sind 1979 bzw. 1980 in Hasbergen verstorben. Hier wohnen die Kinder Johannes, Anneliese verh. Hinnersmann, Heinz, Wilfried und Lothar mit Familien. 

Stiller, Karl und Anna. Die Eheleute lebten zuletzt in der Oberpfalz. 

Blaschke, Karl und Karoline 
Karl Blaschke verstarb 1945 in Lauenbrunn. Frau Blaschke 78jährig in Hamburg. Die Tochter Ella, verh. Fischer, lebt in Heide/Holstein. 

Der Speicher des Dominiums 1975
Der Speicher des Dominiums 1975