Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Das Gesundheitswesen

Ärzte

Ein großer Ort wie unser Heimatdorf hatte - wie sonst nur die Städte - schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts einen Arzt. Pastor Seibt erwähnt 1853 den Medico-Chirurg Heußer. Es ist nicht bekannt, wo er wohnte und praktizierte. Von seinem Nachfolger, dem Sanitätsrat Dr. Böer wissen wir, daß er am 15. Juli 1838 geboren und am 30. Januar 1891 in Lauenbrunn an einer Blutvergiftung gestorben ist. Um 1901 praktizierte Dr. Kruse; wahrscheinlich bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Danach folgte Dr. med. Walter Schökel. Der in allen Bevölkerungsschichten wegen seiner Hilfsbereitschaft und Gutmütigkeit bekannte und beliebte Arzt wurde gegen Ende des Krieges noch zum Kriegsdienst einberufen. Er war Oberstabsarzt und kam nach der Kriegsgefangenschaft nach Sachsen. In Zörbig, wo er 1959 seine letzte Ruhestätte fand, war er noch einige Jahre als Krankenhausarzt tätig. 

Als zweiter Dorfarzt praktizierte Anfang der 1930er Jahre Dr. Lengfeld im Oberdorf. Das früher einem Grun gehörende Gebäude hieß allgemein das "Dukter Haus". Vielleicht haben in diesem Haus auch früher die oben genannten Ärzte gewohnt. 

Dr. med. Walter Schökel
Dr. med. Walter Schökel

 

Zahnärzte

Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt Lauenbrunn auch einen "Zahndoktor". Dr. Winter hatte Wohnung und Praxisräume im Hause Herzog. Ende der 1920er Jahre folgte ihm der Dentist Kutschera und anschließend Dentist Franke aus Nimptsch. Auch er übte seine Praxis im Hause Herzog an einigen Tagen der Woche aus. Nach 1935 verlegte er seine Praxis in die "Krone". Karl Franke ist erst im Juli 1987, fast 90jährig gestorben. 

Gemeindeschwestern

Die Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar hatte 1894 in den Räumen des Gutshofes eine Kleinkinderschule eingerichtet und eine Schulschwester eingestellt. Aus dem Frankensteiner Diakonissen-Mutterhaus waren von 1894 bis 1901 die Schwestern Susanna Kunich und Martha Anders, von 1902 bis 1907 Schwester Helene Wittke und seit 1907 Schwester Rosalie Weiß tätig. Nachfolgerinnen waren Schwester Valeska und Ida. Die "Spielschule", wie sie von den Lauenbrunnern bezeichnet wurde, besuchten nicht nur die Kinder des Gutes, sondern auch viele Kinder aus dem übrigen Dorf. Die Kosten für den Betrieb und die Schwestern übernahm die großherzogliche Gutsverwaltung. 

Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt das Dorf auch eine Gemeindekrankenschwester. Schwester Minna Reinert, geb. am 7.12.1878 in Kunzendorf, Krs. Sorau, hatte als Diakonisse seit 1904 ihre Ausbildung im Frankensteiner Mutterhaus erhalten, war in mehreren Orten als Gemeindeschwester und während des Ersten Weltkrieges als Lazarettschwester auf dem Balkan eingesetzt. Sie kam 1926 nach Lauenbrunn, lebte dort mit ihrer Mutter zusammen und betreute in Zusammenarbeit mit Dr. Schökel die Kranken des Dorfes. Die resolute Schwester hat in so mancher Familie den Arzt ersetzt, denn Krankenkassen waren noch wenig verbreitet und private Arztkosten oft unerschwinglich. Sie mußte das bittere Los der Vertreibung miterleben und war nach 1946 noch als Schwester in den Stationen Lauda und Wiesental tätig. Sie starb im neuen Mutterhaus der Frankensteiner Schwestern in Wertheim am Main am 19. Mai 1964. 

Hebammen

Der Hebammenbezirk umfaßte neben Lauenbrunn auch die umliegenden Dörfer, denn die nächsten Hebammen wohnten erst in Reichau, Nimptsch, Altheinrichau und Kaubitz. 

Um 1875 amtierte die Hebamme Ernestine Pistl geb. Kühn. Sie wurde wahrscheinlich um die Jahrhundertwende von Karoline Reimann abgelöst. Die genauen Daten über die Dienstzeiten dieser Frauen sind nicht bekannt. Pastor Seibt hat Hebammen in seiner Chronik nie erwähnt, denn darüber schrieb man zu dieser Zeit nicht. Bekannt ist, daß Frau Martha Mescheder im September 1922 Frau Reimann ablöste. Frau Reimann wohnte in dem "Schwarzer Haus" (sh. Hausberichte). Sie starb im Frühjahr 1922. 

Martha Mescheder heiratete den Stellmacher Richard Pietsch. Das Ehepaar Pietsch erwarb den Besitz Hübel (Butter-Hübel) an der Straße nach Sackerau. Frau Pietsch war bis zum Kriegsende und darüber hinaus bis zur Vertreibung im April 1946 in ihrem Amt tätig. Sie lebte zuletzt bei ihrer Tochter in Bielefeld und verstarb dort am 17. Juli 1986, 91 jährig. 

Schwester Ida, Mutter der Schwester Minna, Schwester Minna
Schwester Ida, Mutter der Schwester Minna, Schwester Minna