Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Unsere Gasthäuser 

Die Wirtshäuser, Schänken oder Schenken, trugen im ostpreußischen und pommerschen Raum meist die Bezeichnung "Krug". In Schlesien war es der "Kretscham" und der Inhaber war demnach der Kretschmer bzw. im schlesischen Dialekt der Kratschmer". Das mitteldeutsche Wort ist dem slavischen entlehnt (Kretschem). Der Dorfkretscham war sicher seit der Dorfgründung vorhanden, denn die Braugerechtigkeit wurde bei der Aussetzung der Dörfer zu deutschem Recht meist als Privileg dem Schulten verliehen. Die Brauer verkauften das Bier aber weiter und betrieben selbst keinen Ausschank. In unserem Dorf gab es von altersher drei Kretschame und einen in Sackerau. Der 1809 erwähnte Sackerauer Kretscham, aller Wahrscheinlichkeit nach der am Wege liegende Kretscham, wurde 1808 als "Erbkretscham" bezeichnet. Sein Inhaber war damals Carl Eberle. Zu unserer Zeit war Carl Ochsmann Eigentümer des Sackerauer Gasthofes. 

In Lauenbrunn gab es drei Gasthäuser. In alten Zeiten als Ober-, Mittel- bzw. Niederkretscham bezeichnet. Erhalten hatte sich die Bezeichnung Kretscham nur für den Niederkretscham. 

Der Niederkretscham 

Um 1809 ist Johann Gottlieb John Besitzer des "Erbkretschams". Danach übernahmen die "Jesdinskys" das Gasthaus. Johann Gottlieb Jesdinsky, danach Ernst Julius Jesdinsky und Karoline geb. Weinrich führten die Gaststätte im 19. Jahrhundert. 1908 übernahm sie Richard Fritz Jesdinsky. Der ehemalige Feldartillerist hatte in der Gaststube einige interessante Sprüche an den Wänden angebracht. Sicher mit Bezug auf seine Militärzeit folgenden: 

"Hast du im Leben 100 Treffer,
man sieht' s und lacht und geht vorbei, 
doch nie verzeiht's der kleine Kläffer
schießt du ein einzig Mal vorbei." 

Frau Jesdinsky führte nach dem frühen Tode ihres Mannes (1936) den Betrieb bis zur Vertreibung weiter. 

Der Niederkretscham hatte schon kurz nach dem Ersten Weltkrieg eine Kegelbahn und in den 1930er Jahren einen Tennisplatz. Die zum Grundstück gehörige Wiese diente bei großen Veranstaltungen oft als Festplatz. 

Der Niederkretscham mit Festwiese
Der Niederkretscham mit Festwiese

 

Das Gasthaus "Zur Krone" 

war der Mittelkretscham. 1685, als Andreas Stenzel Besitzer des Stanke-Gutes war, kam die "Krone" durch Kauf zum Besitz Stenzel. Der älteste Sohn Siegmund erbte den Mittelkretscham (1). Die Krone war nach einem Brand (6.11.1689) wieder aufgebaut worden. Hermann Unverricht hatte die Gaststätte bereits vor dem Ersten Weltkrieg durch Größe und besondere Ausstattung weit und breit bekanntgemacht. Der 500 Personen fassende Tanzsaal war mit Galerie und Theaterbühne, Speise- und Billardzimmer ausgestattet, und alle Räume wurden mit Warmluft zentralbeheizt. Zur Gaststätte gehörte ein großer Vorplatz, auf dem bei festlichen Anlässen die Vereine aufmarschierten. Auch für Dorffeste mit jahrmarktsähnlichem Charakter war der "Kronplatz" immer der festliche Dorfmittelpunkt. 

Das "Gasthaus zum Stern" 

wurde in der zuletzt bestehenden Form um die Jahrhundertwende von Welzel erbaut. Ob es sich bei dem "Stern" um den alten, bereits 1693 in den Schöppenbüchern erwähnten "Kretscham an der Hofereite" handelt, ist ungewiss. Die "Bräuerei", das zum Dorfgut gehörige Gebäude, kann ebenfalls damit gemeint sein. Die verhältnismäßig hohe Hausnummer 92 läßt darauf schließen, daß der "Stern" später als Nieder- und Mittelkretscham entstanden ist. Erwiesen ist, daß an der Stelle des uns bekannten Gasthauses zum Stern, des von dem Braumeister Paul Welzel um die Jahrhundertwende errichteten Gebäudes, bereits ein Gasthaus stand. Es wurde von Ernst Bernhardt und seinen Schwestern bewirtschaftet. Eigentümer dieser Gaststätte, zu der ein mittelgroßer Tanzsaal mit einer kleinen Theaterbühne gehörte, war in den 1920er bis in die 1930er Jahre das Gastwirtsehepaar Paul und Berta Peche. Später bewirtschafteten die Familien Wohlfahrt und Lämmchen den Stern. 

Während des letzten Krieges diente der Saal als Lager für Textilien und Bücher. 

Gasthaus zum Stern
"Gasthaus zum Stern"
links Familie Peche, in Uniform Wachtmeister Müller, rechts Schmiedemeister Steiner

 

Saal des Gasthauses zur Krone
Saal des "Gasthauses zur Krone"

 

Ansichtskarte aus den 1920er Jahren
Ansichtskarte aus den 1920er Jahren