Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Die Freiwillige Feuerwehr 

Aus dem Kapitel über Brände, Katastrophen usw. geht deutlich hervor, wie verheerend Brände im 17. und 18. Jahrhundert wüteten und ganze Serien von Bauernhöfen in einer Nacht niederbrannten. Die Häuser waren zu dieser Zeit meist mit Stroh oder Holzschindeln gedeckt (das letzte mit Stroh gedeckte Haus war das des Schuhmachers Schönfelder, später durch einen Neubau ersetzt). Einen Begriff von der Gewalt des Feuers erhalten wir auch über den Brandbericht von 1808, wo sogar die Glocken zum Teil schmolzen. Wie überall hatten die Menschen nur geringe Möglichkeiten, sich gegen die Feuergefahren zu schützen. 

Erst 1907, das genaue Datum ist nicht bekannt, bildete sich in unserem Dorf ein organisierter Feuerschutz, der die private nachbarliche Löschhilfe ablöste. Das aus Holz errichtete "Feuerwehrhaus", wie wir es nannten, stand an der Gabelung von "großer und kleiner Seite", dem Anfang des Niederdorfes. Unmittelbar daneben befand sich der von der Kleinen Lohe gespeiste "Feuerwehrteich". Das Gerätehaus enthielt zwei Räume für die Unterbringung der "Spritzen", und der Steigeturm in der Mitte des Gebäudes diente den Übungen der Feuerwehrmänner und zum Aufhängen der Schläuche. An der Giebelseite zur "großen Seite" befand sich eine Gedenktafel für die während des Krieges gefallenen Feuerwehrmänner. Die kleine Gedenkstätte war durch ein Vorgärtchen geschmückt und an den Volkstrauertagen marschierte die "Wehr" zur Ehrung und Kranzniederlegung dahin. 

Ursprünglich verfügte die Wehr nur über eine Kastenspritze, in die das Wasser mit Eimern gefüllt werden mußte. Die moderne "Spritze" saugte das Wasser bereits selbst an und drückte den Wasserstrahl bis zur Höhe von zwei Stockwerken. Beide Geräte waren noch 1945 vorhanden und einsatzfähig. 

Nach 1933 wurde das Feuerlöschwesen bei uns stark aktiviert, und die Gemeinde schaffte eine Benzinmotor-Tragkraftspritze an. Sie verbesserte die Leistungsfähigkeit der Wehr erheblich und wurde auch bei Hochwasser zur Entleerung von Kellern eingesetzt. Bei den Bränden (Schade, Meyer Heinrich) bewährte sie sich bestens. Die Feuerspritzen wurden durch Pferdegespanne zur Brandstelle gefahren. Die Bauern des Niederdorfes waren wechselweise zu diesen Fahrdiensten eingeteilt. Der Alarm erfolgte durch Blasen des Feuerhornes von den Feuermeldestellen aus. Sie waren in der Braunsdorf-Schmiede, in der "Krone", bei Weigelt und Max Scholz stationiert. Während der Nacht wachte jeweils der mit Laterne, Spieß und Feuerhorn ausgerüstete Nachtwächter, um bei ausbrechenden Bränden sofort zu alarmieren. In der Zeit von 1918 bis zum Zweiten Weltkrieg war es der Weltkriegsveteran Gustav Wuttke, der diesen Dienst ausübte. Zum Schutz gegen das schlimmste Wetter hatte die Gemeinde ein Schilderhäuschen bei Klempner Barude aufgestellt. Sehr humoristisch hat unser Nimptscher Mundartdichter Ernst Schenke den schlesischen Nachtwächter beschrieben. 

Is woar amoll a Wächter,
Nachtwächter woar a goar,
Und zwoar asu a echter,
Wie noch kee Wächter woar. 

Merr hoan voo dam semm Schlage
Kenn zweeta meh gehoat,
Dar wußt's, woas a bei Tage
Und woas a obends toat. 

Bei Tage ging a groasa,
A rannte, stoand und lief.
Und ei derr Nacht, doo soaß a
und schlief. 

Groasa gehen = Gras mähen (meist für das eigene Kleinvieh). 

Übrigens war der Wächter auch für die allgemeine Sicherheit und Ordnung zuständig und beobachtete während der Nacht die Gehöfte, um Diebstähle zu verhindern. 

Zum Feuerwehrdienst, der selbstverständlich ehrenamtlich geleistet wurde, fanden sich genug Männer und die Führungspositionen waren meist vom Ortsvorsteher und führenden Persönlichkeiten der Gemeinde besetzt. Gemeindebrandmeister war in den letzten Jahren der Stellmachermeister Wilhelm Granz. Vor ihm war es viele Jahre der Schmiedemeister Gustav Braunsdorf. 

Die Feuerwehr pflegte auch die Geselligkeit untereinander, und festliche Höhepunkte waren jeweils die am zweiten Weihnachtsfeiertag gefeierten Feste in der "Krone". Dazu wurden von den Mitgliedern der Feuerwehr und den Angehörigen Theateraufführungen dargeboten. Daran schloß sich der große Festball an. Die Dorfjugend hatte Gelegenheit, das Theaterstück einige Tage vorher in der "Generalprobe" für einen günstigen Eintrittspreis zu sehen. 

Die Freiwillige Feuerwehr vor dem Gerätehaus
Die Freiwillige Feuerwehr vor dem Gerätehaus