Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Sportvereine und Sportplatzbau 

Sportliche Betätigung, wie sie der Turnvater Fr. Ludwig Jahn zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Deutschland populär machte, lernten die Menschen auf dem Lande erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges kennen. Lediglich in den Schulen gab es vorher einige wenige "Turnstunden", in denen besonders am Turngerüst geübt wurde. Im übrigen gingen die Eltern und Lehrer davon aus, daß die körperliche Arbeit in Haus, Stall und auf dem Feld genug Betätigung bot und der "Sport etwas für Menschen sei, um damit die übrige Zeit totzuschlagen. Diese Auffassung änderte sich -wie bereits erwähnt- erst nach 1918. Danach bildeten sich in der Bevölkerung einige Gruppen, die fortschrittlich auf diesem Gebiet waren. 

Lehrer Kunte mit Schülern des Jahrganges 1914. (Mertin, Lache, Walter Herrmann, Ernst Schüttler usw.)
Lehrer Kunte mit Schülern des Jahrganges 1914. (Mertin, Lache, Walter Herrmann, Ernst Schüttler usw.)

 

In Kreisen der Arbeiter war es bei uns der "Arbeiter Radfahrverein". In diesem Verein übte man das Kunstfahren in Sälen und veranstaltete Wanderfahrten mit Rädern, wobei diese mit bunten Bändern geschmückt wurden. In Lauenbrunn leitete Karl Schubert diese Gruppe. Mit Sicherheit beteiligte sich daran auch Heinrich Riedel, von dem bekannt ist, daß er als einer der wenigen Sozialdemokraten dem Gemeinderat angehörte. Einer der ersten Sozialdemokraten war der Uhrmacher Karl Herzog. Er gehörte zeitweilig dem Kreistag Münsterberg als Abgeordneter an. Unter der Leitung des Lehrers Kunte hatte sich eine Gruppe des Deutschen Turnerbundes gebildet, die allerlei leichtathletische Übungen betrieb, an Wettkämpfen in der Nachbarschaft teilnahm und in den Tanzsälen der "Krone" oder des "Stern" trainierte. Gelegentlich wurden die erreichten Leistungen der Öffentlichkeit vorgeführt. Ebenfalls soll zu dieser Zeit eine Damengruppe bestanden haben. Mit Sport befasste sich auch die Jugendgruppe des Kyffhöuserbundes, die sich in den 1920er Jahren gebildet hatte. Lehrer Fröhlich stand an der Spitze dieser Gruppe. 

Die Kyffhöusergruppe
Die Kyffhöusergruppe

 

Ende der 1920er Jahre wurde von allen Gruppen, besonders aber von den Schulen, der Ruf nach einem Sportplatz immer lauter, denn die Turnklassen mußten mit ihren Lehrern meist auf die Weideflächen des Gutshofes zum Sportunterricht gehen. Der mit Disteln und Kuhfladen reichlich versehene Hofegarten war deshalb für die Turnstunden und Jugendwettkämpfe wirklich nicht geeignet, und die Gemeinde bereitete dann Ende der 1920er Jahre doch einen Sportplatzausbau vor. 

Beim Sportplatzbau 1932. Im Hintergrund der Kaffenberg.
Beim Sportplatzbau 1932. Im Hintergrund der Kaffenberg.

 

Das Grundstück an der Sackerauer Straße wurde von der Herrschaft Heinrichau zur Verfügung gestellt. 1929 begannen die Erdarbeiten. Beteiligt waren Notstandsarbeiter, d.h. Arbeitslose, freiwillige Helfer der Vereine und die Grundbesitzer. Sie stellten Gespanne für die Bodenbewegung zur Verfügung. Bei der Machtübernahme 1933 war der Sportplatz gerade fertig geworden. Er erhielt eine Baracke mit Umkleide- und Toilettenräumen. Die Schüler der Volksschule pflanzten dann noch zum Windschutz rundherum eine Hecke aus Maulbeersträuchern. Damit wollte man später die Seidenraupenzucht fördern. Besucher unserer Heimat konnten in den 1970er Jahren die inzwischen haushoch gewachsene Hecke bewundern. 

Nur wenigen unserer Lauenbrunner dürfte bekannt sein, daß Reinhold Kauder in Grevenbroich, wo auch seine Mutter lebt (die Großeltern von Reinhold Kauder waren Karl Kauder und Martha geb. Druschke), in den 1960er und 1970er Jahren als Spitzensportler große Erfolge erreichte. 1971 errang er den Weltmeistertitel im Einer-Canadier-Slalom, bei den Olympischen Spielen in München 1972 die Silbermedaille in dieser Disziplin, und 1972 wurde er Deutscher Meister im Einzel-Einer-Canadier. 

1973 beendete Reinhold Kauder nach zehnjährigem aktiven Leistungssport seine Sportlerlaufbahn und wurde mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet. Er lebt jetzt mit seiner Familie in Grevenbroich und ist dort selbständig als Masseur und medizinischer Bademeister. 

Reinhold Kauder
Reinhold Kauder