Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Die Mohren-Apotheke in Lauenbrunn 

Die ältesten Apotheken waren bei uns mit Sicherheit die Klosterapotheken, denn bis 1240 bereiteten sich die Ärzte ihre Arzneien selbst. Erst durch das Medizinaledikt des Hohenstauferkaisers Friedrich II. im Jahre 1240 erfolgte die Trennung zwischen Arzt- und Apothekerberuf. 

Die Stadt Münsterberg führte im 13. Jahrhundert wegen des Apothekenrechts des Klosters Heinrichau einen Streit, da nur die Städte aufgrund des sogenannten Meilenrechts berechtigt waren, innerhalb ihrer Mauern Märkte abzuhalten. Die Streitigkeiten zwischen dem Kloster Heinrichau und der Stadt Münsterberg wurden 1293 durch einen Vergleich beendet, und 1294 ordnete Herzog Bolko für Schweidnitz, kurze Zeit später für alle Städte seines Herzogtums, den Handel mit Drogen und Gewürzen. Das führte bald zu der Bildung von Apotheken in fast allen Städten, vor allem nach Erlaß der "statuta physicorum, apothecariorum et medicorum" durch Kaiser Karl IV. (1) 

Münsterberg erhielt bereits 1334 seine Stadtapotheke. 1628 errichtete "Johann Koppen von Raumenthal" in Frankenstein eine "Apotheke mit einer Kaufkammer samt freiem Würzkrame". 1635 beantragte Martin Simon, Bürgermeister und Apotheker zu Nimptsch, die Erneuerung seines Apothekenprivilegs. 

Insgesamt bestanden in Städten Schlesiens bis zum Erlaß der Preußischen Gewerbeordnung 117 Apotheken. Während der Zeit Friedrich des Großen waren allein 20 dazugekommen, unter anderen auch die Festungsapotheke in Silberberg. 

Mit dem Gewerbeedikt vom 2. November 1810 und der königlichen Kabinettsordre vom 24. Oktober 1811, wurde nun auch auf dem Lande die Gründung weiterer Apotheken möglich. 

Unsere Apotheke in der Mitte des Ortes war wahrscheinlich weit und breit die einzige Dorfapotheke; ein Beweis für die Größe der Gemeinde und deren Bedeutung. 

Ernst Röhl nannte sich der erste Besitzer der 1852 eingerichteten "Mohren Apotheke". Er gründete als Filiale in Heinrichau eine weitere Apotheke. Seine Witwe Valeska Röhl verkaufte nach dem Tode des Apothekers beide Apotheken an Paul Eckert, der diese aber nur bis 1881 betrieb. Er verkaufte sie schon 1881 an O. Freyhold. Bereits 1883 gingen die Apotheken an einen Eichberg, der sie am 1. Oktober 1888 an P. Kruse für 79 000 Mark weiterverkaufte. Um diese Zeit betrug der Jahresumsatz 13 400 Mark. Trotz des steigenden Umsatzes konnte Kruse die Apotheken nicht halten. Es kam zur Zwangsversteigerung, in der O. Seyffahrt aus Liegnitz den Besitz für 55 000 Mark erwarb. Die Hypothekengläubiger hatten 24 000 Mark bei dem Zwangsverkauf verloren. Das war 1897. Wir wissen nicht, wann der nächste Besitzer, Emil Sperber, übernommen hat. Bekannt ist jedoch, daß sie Felix Pfeiffer 1912 übernahm. 

Auch Felix Pfeiffer geriet in finanzielle Schwierigkeiten und veräußerte die Apotheken 1932 an Kurt Maniura. Felix Pfeiffer, aus dem Kreis Grotkau stammend, starb 1940 (61 jährig) in Breslau, seine Frau ein Jahr später (51 jährig). Die Tochter Herta verheiratete Pschallek, deren Ehemann aus dem Krieg nicht zurückkehrte, verstarb ebenfalls sehr früh, und zwar 1964 in Hannover. 

Kurt Maniura stammte aus Königshütte, hatte bis 1932 in Heidersdorf die Aeskulap-Apotheke geleitet und führte die Lauenbrunner und die Heinrichauer Apotheke bis zur Vertreibung. Nach der Vertreibung gründete er in Ramsbeck im Sauerland die "Glückauf Apotheke", die er bis zu seinem Tode führte. 

Die auf Wunsch des Großherzogs von Sachsen-Weimar in Heinrichau errichtete Filiale befand sich von der Gründung 1862 bis 1935 im ersten Stock eines im Schloßhof gelegenen Gebäudes. Herr Maniura verlegte 1935 die Filiale in die Hauptstraße von Heinrichau. 

Auch die Verwalter der Heinrichauer Filiale sind uns bekannt. Ludwig Seidel von 1864 bis 1892, 1894 C. Günter, um 1912 Raphael Böhm, 1919 bis 1933 Paul Kothe, 1933 Hillebrandt und bis 1945 Sander. (2) 

Das Foto aus Anfang 1930 zeigt die Fleischerei Geppert, Herrmann, Wystrach, Herzog, Mikesky und Apotheke.
Das Foto aus Anfang 1930 zeigt die Fleischerei Geppert, Herrmann, Wystrach, Herzog, Mikesky und Apotheke.
In der Giebelnische der Apotheke befindet sich die Mohrenfigur, nach der die Apotheke benannt war.

 

Rex-Simplex des Obst-Großhändlers Fritz Märsch
Rex-Simplex des Obst-Großhändlers Fritz Märsch Anfang der 1920er Jahre.
Am Steuer Efendi Herzog, daneben Fritz Märsch, in der Mitte Wilhelm Märsch, im Fond Josef Kleger und Adolf Hagedorn