Erinnerungen an Lauenbrunn von Kurt Schüttler


Brechhaus (Dörrhaus) 

Fast alle größeren Dörfer hatten in Schlesien ein Brechhaus für den Gemeindegebrauch der Landwirte. 

Der Flachsbau war in alter Zeit ein wichtiger Betriebszweig der Bauern unserer Heimat. Neben der Wolle war das aus Flachs hergestellte Leinen für Kleidung und Wäsche unersetzlich. Der nach der Reife "geraufte" Flachs wurde auf dem Feld getrocknet und anschließend in der Scheune geriffelt. Man zog den Flachs durch Riffeleisen, um die Samenkapseln (Leinsamen) abzureißen. Durch Lagerung in nassen Wiesen und Bächen oder durch den Nachttau und daran anschließendes Trocknen in der Sonne wurde der hölzerne Stengel mürbe gemacht. Im Brechhaus, daß auch mancherorts Dörrhaus genannt wurde, dörrte man den Flachs bei Backofenhitze. Anschließend wurde er in der Brechmaschine gebrochen, und in der Hechel trennten sich die Holzteile des Stengels und das weniger wertvolle Werg von der wertvollen Flachsfaser. 

Aus dem Werg entstand die gröbere "wirkene" Leinwand und aus dem inneren Faden die "flächserne" Leinwand. 

Der zur Winterszeit aufbereitete Flachs wurde zu Garn versponnen und zum Teil direkt auf den Bauernhöfen und in den Wohnungen der Häusler zu Leinwand gewoben. Anstelle des immer knappen Bargeldes wurde teilweise auch das Gesinde mit Leinwand entlohnt. Durch das Spinnen und Weben fanden dabei auch viele Tagelöhner während der Wintermonate einen kleinen Verdienst, und manche Witwe bestritt aus der Tätigkeit mit den Flachserzeugnissen den gesamten Lebensunterhalt. 

Nach der Jahrhundertwende ging der Flachsanbau auch bei uns in Schlesien immer weiter zurück. Das "Brechhaus" diente zuletzt nur noch als Wohnhaus. Letzter Eigentümer des Gebäudes war der Gutsauszügler Paul Gröger, der auch als "Kurfürst" bekannt war. Ihm gehörte früher einmal das Schade Gut. 

Das Brechhaus ist während der Polenzeit abgebrochen worden. Es war sicher einige Hundert Jahre alt und die mangelnde Unterhaltung führte dann zur Baufälligkeit.